20 Stunden in der Woche zu arbeiten ist einfach entspannt. Nicht nur für mich, sondern auch für alle meine Freunde, meine Familie, meine Arbeitskolleginnen und meinen Freund.
Vorher: Genervt von der Arbeit gekommen, Freund angezickt, Familie kaum gesehen, Freunde kaum gesehen, alles artete in Stress aus
Nachher: Komme fröhlich von der Arbeit (meistens), habe Zeit mich um meine Probleme und die Probleme meiner Mitmenschen zu kümmern, sehe meine Familie häufiger, habe mehr Zeit für meinen Freund, habe mehr Zeit für Freunde und habe viel Zeit für meine Hobbies (je nachdem, wie viele man hat, hat man pro Hobby irgendwann dann aber doch nicht mehr so viel Zeit 😉 )
Natürlich ist da die Sache mit dem Geld. Man hat weniger, wenn man weniger arbeitet. Würde zu meinen Hobbies gehören:
- einmal die Woche ins Kino gehen
- jede Woche neue Klamotten kaufen
- einmal im Monat auf LARPs gehen
- jedes Wochenende feiern bis der Arzt kommt
- teure Briefmarken sammeln und
- mindestens einmal im Jahr in ein exotisches Land mit dem Flugzeug fliegen
hätte ich dann wohl ein Problem. Muss aber nicht sein!
Das Tolle ist doch: Wenn ich weniger arbeite, hab ich mehr Freizeit und mehr Lebensqualität. Das heißt: Um Freizeit und Lebensqualität zu genießen, muss ich nicht wegfliegen oder lange Urlaub machen. Ich hab die einfach so. Ich kann spontan unter der Woche wandern gehen. Ich kann spontan einen Kuchen backen oder Marmelade einkochen. Ich habe Zeit, einen kleinen Garten zu bewirtschaften.
Und damit kommen wir zum nächsten Punkt: Subsistenz, d.h. Selbstversorgung. Ich muss mich nicht komplett selbst versorgen, aber ich kann mich teilweise unabhängig machen von den industriellen Fertigprodukten machen und lernen, selbst etwas anzubauen. Das ist das wahre Leben! Mit den eigenen Händen etwas zu erschaffen gibt eine nachhaltige Befriedigung, während man bei Farmville und Co. die Zeit tot schlägt ohne etwas davon zu haben.
Und ein Garten ist so gar nicht teuer. Wir haben uns jetzt zu viert ein Stück Land (2200 Quadratmeter) gepachtet, ein sogenanntes Freizeitgrundstück mit einigen Obstbäumen und viel Fläche zum Bewirtschaften oder Freizeit genießen. Das kostet 400 Euro – im Jahr. Das sind 33 Euro im Monat. Geteilt durch 4 = 8 Euro pro Person im Monat. Das ist nichts. Ein andermal aber mehr darüber.
Auch der Volkswirtschaftler Niko Paech sieht in der 20-Stunden-Woche das Ideal – sowohl für den Menschen, als auch für die Umwelt. In der Theorie der Postwachstumsökonomie ist eine geringere Arbeitszeit sogar zwingend notwendig, wenn man den Wirtschaftswachstum zurückschrauben will. Der Rest der Zeit bleibt einfach für Selbstversorgung, Teilen und Freizeit. Und dass es sogar komplett ohne Geld mit Partner und Kind möglich ist, ein erfülltes und nachhaltiges Leben zu führen, zeigt Raphael Fellmer.
Ja cool Sabrina, wenn du jetzt mehr Zeit hast, dann können wir ja bald wieder mehr Brettspielen 🙂
Ja, das können wir!
Ich würd ja auch gerne weniger arbeiten…
Da ich aber Larper bin, würde dann wahrsch. das Geld hinten und vorne net mehr reichen.
Und das obwohl ich zum Beispiel auch Balkon- und Beetgärtnerin bin…
Ja, leider macht man sich so abhängig vom Geld. Ich denke, es gibt viele Möglichkeiten, wo man sparen kann. Eine hast du ja schon genannt. Ich bin ja hier in Nürnberg auch noch bei Foodsharing aktiv und das heißt für mich auch, dass ich viel weniger Lebensmittel einkaufen muss. Eine andere Sache ist die Wohnung. Ich bin jetzt von einer 50qm eigenen Wohnung in eine WG gezogen (und pendle zu meinen Eltern, wo meine Katzen gerade wohnen). Das spart auch einiges. Und Auto – aber da hast du ja eh keines, oder? Autos sind ja nicht nur enorme Umweltverpester sondern auch Kostenfresser. Ich kaufe auch nur noch gebraucht (wenn es irgend geht), nicht nur weil es günstiger ist, sondern auch, weil es einfach so viel gibt, das ungebraucht irgendwo verstaubt. Mittlerweile bin ich wirklich zu der Überzeugung gekommen, dass es so ziemlich alles, was man sich wünschen kann, auch umsonst gibt. Man muss nur wissen, wo man suchen muss. Ich will dich jetzt nicht davon überzeugen, dass du das auch alles so machen sollst, wollte vielmehr zeigen, wo man überall sparen kann um sich weniger Arbeitszeit „leisten“ zu können. Es müssen ja nicht gleich 20 Stunden sein, vielleicht erleichtern auch 30 oder 35 Stunden das Leben schon 🙂
Ich würde ja auch gerne weniger arbeiten, aber dann hätten 20 weitere Leute keine Arbeit mehr oder müssten sich in bösen Firmen Jobs suchen, die sie nur ausbeuten wollen…
Hey Benno, du musst einfach die ganze Firma von dem Konzept überzeugen, dann werdet ihr eine 20-Stunden-Firma 🙂
Schöner Beitrag und ist einm Thema, mit dem ich mich auch gerade sehr intensiv auseinander setze. Mein Ziel ist es, ebenfalls auf 20 Stunden herunter zu kommen. Zuletzt habe ich 35 Stunden gearbeitet, aber das ist auch noch deutlich zu viel denke ich.
Als Einschränkung empfinde ich es nicht, weniger Geld zu haben, ich brauche sowieso nicht so viel, wie ich verdiene.
lg
Maria
Liebe Maria, dein Blog liest sich ja auch sehr spannend! Ich wünsch dir viel Erfolg bei deinem Ziel, deine Stunden weiter zu reduzieren. Ich habe auch lange Zeit 32h gearbeitet, aber mit 20h geht’s mir deutlich besser 🙂
Hi Sabrina,
wie sähe das ganze denn aus, wenn du noch ein Kind hättest? Ich kann aus eigener Erfahrung berichten, dass mein sehr reduktionistischer Lebensstil nicht mehr durchgehalten werden konnte, da ich meinem Kind weniger Verzicht zumuten wollte als mir selbst. Jetzt keinen mega Konsum, aber bei Kindern kommen immer wieder größere Ausgaben in Sachen Klamotten, Klassenfahrt etc. zu.
Würde mich interessieren, ob man das auch noch realistisch so leben könnte, wie ein autarkes Leben ohne Kinder.
Hallo Freitag, na, da ich kein Kind habe, kann ich zu dem Thema leider nicht wirklich eine qualifizierte Meinung abgeben 😉 Zum Thema Klamotten kenn ich allerdings einige junge Mütter, die z.B. im Umsonstladen ganz tolle Baby- und Kinderkleidung finden. Und wenn das Kind rausgewachsen ist, einfach wieder dort hinbringen. Da ich das deutscheSchulsystem aber auch – gelinde gesagt – nicht besonders toll finde, würde ich mein Kind auch nicht auf eine normale Schule schicken, wo es dem Konsumdruck und dem Leistungsdruck ohne Abwehrmechanismen ausgesetzt ist. Als Alternative sehe ich das Konzept der Waldorfschulen (zugegeben, kostet auch Geld) oder die Erziehung zu Hause (zugegeben, in Deutschland illegal). Aber vielleicht magst du ja mal aus einem Erfahrungsschatz erzählen 🙂
Dem kann ich unumwunden zustimmen! Klar ist es toll, viel Geld zu haben, aber was hat man denn davon, wenn man keine Zeit mehr hat, um irgendwas zu geniessen? Zwei Wochen Urlaub im Jahr (hier in den USA ueblich) reichen da doch bei weitem nicht aus. Und da ich gerade eine Zeit lang 60+ Stunden pro Woche gearbeitet habe, weiss ich meine „nur noch“ 42 Stunden pro Woche gerade sehr zu schaetzen. Hoffentlich wird’s bald noch weniger!
Ich finde es uebrigens toll, auf welchem Weg du dich vorwaerts bewegst. Ich schaffe es nur, kleine Dinge zu veraendern, deshalb bewundere ich jeden, der sich so vollkommen auf ein neues, ungewoehnliches Leben einlaesst.
Liebe Ricci, ich wünsche dir sehr, dass du deine Stunden weiter reduzieren kannst! Ich denke auch, wenn man immer wieder kleine Dinge ändert, bewegt man etwas. Und viele kleine Dinge werden ja auch wieder zu etwas Großem 🙂 Lass dich nicht unterkriegen!
Hallo Sabrina!
Deine Erfahrungen mit „vorher“ und „nachher“ teile ich.
Ich finde es schön, dass du hier von deinen Erfahrungen berichtest.
Mich würde deine Meinung zum Thema „Altersvorsorge“ interessieren.
Einen lieben Gruß
Julia
Liebe Julia, ich gehe davon aus, dass ich mit 65 und weit darüber hinaus immer noch fit genug für einen 20-Stunden-Job bin oder dass ich vielleicht irgendwann komplett geldfrei lebe. Wenn nicht, hilft mir meine Altersvorsorge auch nicht mehr viel. Ich habe aktuell halt die gesetzliche Altersvorsorge und ein bisschen Riester-Rente (aber eigentlich nur, weil ich keine Lust auf Streit mit meinem Vermögensberater wollte, bei dem ich ursprünglich mal das ganze Vorsorge-Paket gebucht hatte und dann wieder abbestellt habe). Abgesehen davon, weiß keiner, was in 30 Jahren ist. Gibt es dann noch sowas wie Rente? Gibt es dann noch unseren Sozialstaat? Gibt es dann ein bedingungsloses Grundeinkommen? Gibt es dann vielleicht irgendwas ganz anderes? Vor einigen Jahrzehnten konnte man sich denke ich noch relativ sicher sein, dass man auch was rausbekommt, wenn man brav einzahlt, aber mittlerweile… Es kann ja auch nicht funktionieren, wenn die Menschen immer älter werden (und dabei gesund und fit bleiben), trotzdem mit 65 in Rente gehen und dann immer weniger junge Menschen dafür aufkommen müssen. Das hat nichts damit zu tun, dass ich Menschen, die viele Jahrzehnte hart geschuftet haben, nicht gönnen würde, dass sie dann auch mal zum Zug kommen. Aber ich sehe halt nicht, wie das gut gehen kann.
Ich bin auch nicht so der Typ für „50 Jahre fleißig schaffen und dann 10 Jahre in Saus und Braus leben“. Ich teil mir das lieber auf mein ganzes Leben auf. Aber das muss jeder selber wissen.