Was ‚Avatar: Der Herr der Elemente‘ zu einer guten Geschichte macht

Absage an Klischees, Gut vs. Böse-Schemata und überholte Rollenbilder

Geschichten prägen uns. Wie wir die Welt sehen, das hängt davon ab, was wir erleben und mittlerweile erleben wir manchmal mehr über Filme, Serien und Bücher als im echten Leben.

Deswegen sind Geschichten mit einer positiven, humanistischen Weltanschauung so wichtig und deswegen möchte ich diesem Thema mehr Platz auf meinem Blog widmen.

Ich bin mittlerweile sehr anspruchsvoll, was Geschichten in Büchern, Filmen und Serien angeht. Ich möchte keine Geschichten mehr lesen, in denen schon wieder eine Frau sich in einen Bad Boy verliebt und ihn durch ihre Liebe retten will. Und ich möchte auch keine Geschichten mehr sehen, in denen zum tausendsten Mal der Kampf zwischen Gut und Böse geführt wird.

Ich möchte Geschichten hören, in denen Menschen Empathie miteinander zeigen, fürsorglich sind, sich füreinander und am Leben freuen, für ihre Werte einstehen und sich weiterentwickeln. Geschichten, die inspirieren und motivieren und Hoffnung machen. Und die trotzdem richtig spannend und mitreißend sind.

Meine Lieblingsgenres dabei sind Fantasy und Science Fiction.

Es gibt einige Bücher und Serien, die diese Kriterien erfüllen, und die möchte ich nach und nach vorstellen.

Teil 1: Avatar – Der Herr der Elemente

Avatar - The Last Airbender

Avatar – Der Herr der Elemente

US-amerikanische Fantasy-Zeichentrick-Serie (2005-2008)

IMDB Bewertung: 9,2

9.2/10

Positive Kriterien

inkl. Kurzbeschreibung, was damit gemeint ist

Empathie

Charaktere zeigen Verständnis für einander und können sich in andere einfühlen.

Kooperation

Zusammen klappt es besser als alleine. Keine Einzelkämpfer.

Lebensfreude

Eine positive, lebensfrohe Grundstimmung wird transportiert.

Charakterentwicklung

Charaktere verändern sich und entwickeln sich weiter durch ihre Erlebnisse.

Diversität

Verschiedene Gruppen der Gesellschaft werden repräsentiert.

Naturverbindung

Der Mensch sieht sich als Teil der Natur.

Angemessener Gefühlsausdruck

Gefühle haben ihren Platz und werden weder unterdrückt noch dramatisiert.

Kreative Wege bei Konflikten

Charaktere finden verschiedene Arten mit Konflikten umzugehen – nicht nur Kampf.

Wiedergutmachung & Vergebung

Wiedergutmachung & Vergebung sind möglich.

Gesellschaftliche Relevanz

Die Geschichte greift wichtige gesellschaftliche Themen auf.

Negative Kriterien

inkl. Kurzbeschreibung, was damit gemeint ist

Gut vs. Böse

Klare Trennung zwischen Helden und Bösewichten.

Explizite Gewalt

Körperliche Gewalt wird explizit dargestellt oder beschrieben.

Klischees

Flache, stereotype Charaktere, die Geschichte enthält kaum Überraschungen.

Missbrauchsbeziehungen

Es gibt toxische Beziehungen. Missbrauch wird nicht hinterfragt.

Nicht-hinterfragte Diskriminierung

Menschen haben je nach Gruppen-zugehörigkeit unterschiedliche Wertigkeit. Diskriminierung wird nicht hinterfragt.

Kulturelle Aneignung

Elemente einer Kultur, die nicht die eigene ist, werden inkorrekt übernommen oder eine neue Bedeutung gegeben

Darum geht es bei „Avatar – Der Herr der Elemente“

„Avatar – Der Herr der Elemente“ (engl. Avatar – The Last Airbender) ist die Geschichte des 12-jährigen Jungen Aang, dessen Schicksal als Avatar es ist, die Welt wieder ins Gleichgewicht zu bringen und sie vom Joch der Feuernation zu befreien. Gemeinsam mit dem Luftbison Appa, dem Lemuren Momo, der Wasserbändigerin Katara und ihrem Bruder Sokka macht er sich (100 Jahre später als eigentlich geplant) auf die Reise, um die verschiedenen Elemente-Zauber zu erlernen, ziemlich viel Spaß zu haben und seine Aufgabe zu erfüllen. Dabei stößt er allerdings immer wieder auf Hindernisse, denn es herrscht Krieg und die Feuernation ist auf der Jagd nach dem Avatar und unterdrückt die anderen Nationen.

Diese Aspekte gefallen mir besonders an „Avatar“

Lebensfreude und Gefühlsnähe

Das Besondere an dieser Serie ist ihre Leichtigkeit und Lebensfreude, die ansteckend ist. Aang ist eine impulsive Frohnatur, der das Leben liebt und schnell mit den verschiedensten Wesen Freundschaften schließt.

Aang zeigt seine Gefühle offen, egal ob es Trauer oder Freude ist und er zeigt auch, wie er immer wieder daran zweifelt, seiner Aufgabe gewachsen zu sein. Mit Hilfe seiner Freunde findet er immer wieder zu Entschlossenheit und Optimismus zurück.

Charakterentwicklung

Sein Gegenspieler, der ehrgeizige Prinz Zuko von der Feuernation, ist da ganz anders. Er will seinem Vater seinen Wert beweisen, und ist daher auf der Jagd nach Aang und seinen Freunden. Schnell wird klar, dass er kein eindimensionaler Bösewicht ist, sondern seine eigenen inneren Dämonen beherbergt.

Im Laufe der drei Staffeln erfährt man nach und nach mehr über seine Hintergrundgeschichte. Er legt von allen die weiteste Reise und Charakterentwicklung zurück.

Aber auch die anderen Charaktere und sogar die Grundsätze einiger Gesellschaften (z.B.: „Frauen dürfen kein Wasser bändigen“) wandeln sich im Laufe der Geschichte – insbesondere durch die Begegnungen mit Aang und seinen Freunden.

Kreative Konfliktlösungen

Es wird zwar viel gekämpft in „Avatar“, doch Aang setzt sich immer wieder auch für friedliche Konfliktlösungen ein und vermittelt z.B. auch zwischen feindlichen Gruppen. Besonders gefällt mir daran, wie hinterfragt wird, ob das Töten eines Einzelnen wirklich die beste Lösung ist. Aber mehr möchte ich an der Stelle nicht verraten, damit es bis zum Ende spannend bleibt!

Kulturelle Aneignung oder kulturelle Wertschätzung

Avatar enthält viele kulturelle Elemente aus dem asiatischen Raum. Die Erfinder der Serie, beides weiße US-Amerikaner, haben die Serie hervorragend recherchiert und viele asiatische Expert*innen-Meinungen gefragt. Dabei ist eine Serie entstanden, die hauptsächlich von kultureller Wertschätzung und Authentizität geprägt ist – was 2005 eine absolute Neuheit war.

So lese ich es in verschiedenen englischsprachigen Blogs, die sich mit „Avatar“ und „Cultural Approbation“ beschäftigen. [1]siehe: Throwback: Why ‚Avatar: The Last Airbender‘ is an Essential Element of Millenial Nostalgia und Anti-Imperialism and Cultural Representation Behind Avatar: The Last Airbender und … Continue reading

Ein Video geht dabei noch näher auf die Differenzierung zwischen „Kultureller Aneignung“ und „Pastiche“ ein – letzteres bezeichnet eine respektvolle Vermischung von verschiedenen kulturellen Elementen. Dabei kommt die Autorin zu dem Schluss, dass bei „Avatar“ letzteres überwiegt, es aber auch einige wenige Elemente gibt, die sie als „kulturelle Aneignung“ empfindet: die Ähnlichkeit zwischen Aang und dem Dalai Lama und die Anpassung von dessen Weltanschauung an das amerikanische Zielpublikum. [2]siehe: Eva Kastelic — Avatar: The Last Airbender, An Example of Pastiche or a Case of Cultural Appropriation 

Zum Schluss

Mich hat „Avatar“ sehr beeindruckt, als ich die Serie das erste Mal gesehen habe. Die Kunst, die Elemente zu bändigen, und die verschiedenen Formen, die diese annehmen können, so dass es fast wie ein Tanz wirkt – das hat mich sehr angesprochen. Damals ging es mir psychisch nicht so besonders und ich habe die Serie als eine Art „Balsam für die Seele“ empfunden. Die Art, wie miteinander umgegangen wird, Aangs Lebensfreude, der Respekt vor der Natur und den Tieren – das alles hat mir sehr entsprochen.

Ich glaube aber auch, dass „Avatar“ nicht für jede Lebensphase und jeden Geschmack geeignet ist. Vielleicht konnte aber meine Beschreibung dazu beitragen, das besser beurteilen zu können.

2 Meinungen zu “Was ‚Avatar: Der Herr der Elemente‘ zu einer guten Geschichte macht

  1. Hallo miteinander,
    Ich bzw. meine Frau bestellten die DVD Serie von Avatar Herr der Elemente schon vor einigen Jahren in Holland als sie hier noch gar nicht auf dem Markt waren seitdem haben wir recht Erwachsende Leute diese Serie und schon des Öfteren wieder mal reingezogen . Also wirklich er wird wie Herr der Ringe einfach nicht langweilig ?
    Können wir nur bestens empfehlen und Danke an die Macher der Serie.
    Grüsse von Karsten & Stefanie

    1. Hi Karsten und Stefanie,
      Danke für euren Kommentar! Vielleicht gefällt euch dann auch „Der Prinz der Dachen“ vom selben Produzenten – das finde ich von der Stimmung her sehr ähnlich und auch sehr schön gemacht. Dazu möchte ich demnächst auch noch etwas schreiben. Herr der Ringe ist mir persönlich mittlerweile zu schwarz/weiß, auch wenn ich es damals auch oft gelesen und angeschaut hab.
      Herzliche Grüße,
      Sabrina

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