Fleisch essen - Zeit zum Aufbruch

Warum du vermutlich gute Gründe hast, Fleisch zu essen

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Gründe für’s Fleisch essen und für Fleischverzicht

Wenn es dir so geht wie den meisten anderen Menschen in Deutschland, isst du seit deinem ersten Lebensjahr Fleisch. Das bedeutet, dass du

  1. Fleisch isst, solange du denken kannst
  2. dich nicht bewusst dafür entschieden hast, Fleischesser*in zu sein
  3. Fleisch essen für normal, natürlich und notwendig hältst.

Fleisch essen erfüllt uns zutiefst menschliche Bedürfnisse. Auf Fleisch zu verzichten auch. Ich will mit Hilfe der Grundsätze der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) eine neue Sichtweise auf das Fleisch essen eröffnen. Ich will dich dazu einladen, dir die Bedürfnisse hinter dem Fleisch essen und dem Fleischverzicht anzusehen.

Gleichzeitig ist mir wichtig, klarzustellen, dass ich selbst Veganerin aus tiefster Überzeugung bin – aus Mitgefühl und meinen inneren Werten entsprechend – und dies deshalb kein neutraler Artikel sein kann. Die Sicht auf die Bedürfnisse hinter dem Fleischkonsum und dem Fleischverzicht kann meiner Meinung nach Brücken schlagen und neue Erkenntnisse möglich machen.

Bedürfnisse als Motivator für all unsere Handlungen

Alles, was wir tun, hat eine Anfangsmotivation. Diese Anfangsmotivation – der tiefere Grund für unsere Handlung – ist das Bedürfnis. Genuss ist so ein Bedürfnis, aber auch Leichtigkeit. Ebenso Frieden und Gerechtigkeit. Um diese Bedürfnisse zu nähren, haben wir unendlich viele Möglichkeiten. Meist fallen uns aber nur sehr wenige, manchmal nur eine einzige ein. Denn wir haben gelernt, nicht in Bedürfnissen zu denken, sondern in konkreten Handlungen: „Ich brauche, dass mir X zuhört.“ anstatt „Ich brauche, dass ich gehört werde.“

Diese Bedürfnisse haben alle Menschen gleichermaßen; sie verbinden uns miteinander und sie ermöglichen Verständnis. Theoretisch kann ich jede Handlung verstehen, wenn ich das Bedürfnis dahinter verstehe. Das bedeutet jedoch nicht, dass ich jede Handlung gut heiße. Es ist sehr gut möglich, ein Bedürfnis nachzuvollziehen und dennoch die Handlung (nicht den Menschen!) selbst zu verurteilen.

Es ist wichtig zu verstehen, dass Bedürfnisse niemals schlecht sind. Alle Bedürfnisse sind wundervoll, denn sie machen uns bewusst, was wir brauchen, um ein erfülltes Leben zu führen. Manche Bedürfnisse sind uns näher als andere, z.B. komme ich gut mit meinem Bedürfnis nach Sinnhaftigkeit klar, während mir mein Bedürfnis nach Anerkennung manchmal unangenehm ist.

Sowohl dem Fleischkonsum als auch dem Fleischverzicht liegen Bedürfnisse zugrunde, die je nach Mensch ganz unterschiedlich sein können.

Menschen, die bewusst auf Fleisch und andere tierische Produkte verzichten, empfehle ich zuerst das Kapitel „Welche Gründe gibt es für Fleischverzicht?“ und die beiden Folgenden zu lesen und dann wieder hier einzusteigen.

Welche Gründe gibt es, Fleisch essen?

Um dahinter zu kommen, welche Bedürfnisse es erfüllen kann, Fleisch zu essen, habe ich Menschen befragt, die Fleisch essen. Und ich habe überlegt, was schwer für mich war, als ich anfing, mich vegetarisch und später vegan zu ernähren.

Fleisch essen aus Genuss

Am häufigsten genannt wurde Genuss – positives, erfüllendes Sinneserleben. Fleisch und Genuss gehört für ganz viele Menschen, die ich kenne, zusammen. Genannt wird dabei nicht nur der Geschmack, sondern auch Geruch und Aussehen. Mir ist wichtig, Genuss als bedeutsames Bedürfnis anzuerkennen, das sich Menschen durch Fleisch essen erfüllen.

Denn auch ich genieße viel, was mit Essen zu tun hat. Die Farben und Muster von Rotkohl und Lauch beim Aufschneiden. Das Brutzeln und der Geruch von Champignons, wenn ich sie scharf in der Pfanne anbrate. Die Farbe von Roter Bete an meinen Fingern, wenn ich sie verarbeite. Der Geschmack von Linsen, von Kartoffeln, von Süßkartoffeln, von der Mischung aus Sojasauce, Erdnussmus, Chili und Zitrone. Der Geruch von in der Pfanne angebratenen Zwiebeln und Knoblauch. Im Mund zart schmelzende Schokolade. Das Reinbeißen in knackige frische Paprika.

Gleichzeitig frage ich mich, wie Genuss mit Gewohnheit und angenehmen Erinnerungen zusammenspielt. Ich habe vorher geschrieben, dass wir oft nur wenige Mittel kennen, um unsere Bedürfnisse zu befriedigen, es aber eigentlich viel mehr Möglichkeiten gibt. Trotzdem scheint es so zu sein, als ob Fleisch essen ein Genuss sei, der nicht so leicht zu ersetzen ist. Meine Vermutung war, dass unter der Oberfläche noch viel mehr Bedürfnisse schlummern. Und tatsächlich haben meine Befragten noch mehr genannt.

Fleisch essen, weil es leicht ist

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier – und das nicht von ungefähr. Gewohnheiten machen es uns leicht. Wir müssen nicht jedes Mal alles neu entscheiden, neu nachdenken. Wir machen einfach, was wir sonst auch immer machen. Das passiert sogar ganz ohne unser Zutun. Erst, wenn wir Gewohnheiten wieder loswerden wollen, wird es anstrengend.

Wenn wir davon ausgehen, dass Fleisch essen eine Gewohnheit ist, dann heißt das auch: Fleisch essen geht leicht, ist nicht anstrengend. Mit dem Fleisch essen und vielleicht auch kochen, kennst du dich aus. Du weißt, was dir schmeckt, wo du einkaufen oder essen gehen musst, um das zu bekommen, was dir schmeckt. Und du weißt vielleicht auch, wie du es am besten zubereitest, damit es schmeckt.

Wenn Gemüse, Tofu und Co. ins Spiel kommen, ist erstmal umdenken angesagt – vielleicht sogar: kochen komplett neu lernen. Neu herausfinden müssen, was dir davon schmeckt. Das mag ziemlich mühsam erscheinen, und wenn ich ehrlich bin: das ist es am Anfang auch.

Unser Leben ist so komplex, dass die meisten von uns froh sind, wenn sie es mal einfach haben. Gewohnheiten machen es uns einfach. Und da Fleisch essen eine Gewohnheit ist, ist es einfacher, Würstchen zu kaufen, statt zu überlegen, was ich alternativ kaufen und essen könnte.

Auch unser Unterbewusstsein steht darauf, Dinge immer gleich zu machen. Wer einmal versucht hat, seine oder ihre Gewohnheiten zu verändern, hat das sicherlich schmerzlich gemerkt. In einer Studie brauchten Probanden im Schnitt 66 Tage um eine neue einfache Gewohnheit anzunehmen, und mussten währenddessen ganz schön diszipliniert bleiben.

Fleisch essen aus gesundheitlichen Gründen

Sehr oft wurde auch das Bedürfnis nach Gesundheit oder Selbstfürsorge genannt.

Wir alle wollen gut für uns sorgen und uns gesund und ausgewogen ernähren. Wenn es dir so geht, wie den meisten Menschen, dann gehören Fleisch, Milch und Eier für dich zu einer gesunden und ausgewogenen Ernährung dazu. Klar gibt es immer Stimmen, die was anderes behaupten, aber letztendlich ist es auch schwierig selbst herauszufinden, was da nun dran ist.

Wenn es um Ernährung geht, weiß es jede*r besser. Die einen schwören auf Paleo, die nächsten auf vegan, wieder andere auf Low-Carb und die nächsten auf Rohkost. Und so weiter. Wenn du weißt, dass du mit deiner Ernährungsform bisher gut klar gekommen bist, warum solltest du sie umstellen? Warum ein Risiko eingehen? Immer wieder kursieren die wildesten Geschichten über mangelernährte Veganer*innen durchs Netz [1]nebenbei: gleichzeitig gibt es immer mehr vegane Leistungssportler*innen wie Patrik Baboumian, Scott Jurek und andere.

Vor allem aber: wenn du deine Ernährung umstellen willst und dir nicht sicher bist, ob das für dich das Gesündeste und Beste ist, dann musst du recherchieren. Das bedeutet wieder Arbeit und alles andere als Leichtigkeit und Entspannung.

Fleisch essen um dazuzugehören

Wenn ich daran denke, was mir persönlich immer wieder fehlte, seitdem ich mich vegan/vegetarisch ernähre, dann ist es das Gefühl dazuzugehören. Besonders häufig erlebe ich das in Situationen, die mit Essen zu tun haben.

Wir alle wollen dazugehören, unter Gleichgesinnten sein und uns in einer Gruppe gut aufgehoben fühlen. Gemeinsam essen ist dafür etwas ganz Grundlegendes. Sei es in der Mittagspause, wenn alle zum Metzger gehen und der Vegetarier sein Extragemüse brät. Oder sei es im Gasthof, wenn alle von der Karte bestellen und die Veganerin nachfragen muss, ob es denn auch ein veganes Gericht gibt.

Menschen, die eine Unverträglichkeit oder Allergie haben oder aus anderen Gründen, z.B. weil sie sich vegan oder vegetarisch ernähren oder aus religiösen Gründen Einschränkungen beim Essen haben, wissen vermutlich, wie unangenehm es sich anfühlt, beim Essen nicht dazuzugehören. Eventuell kennst du das Gefühl auch aus anderen Bereichen, wo du etwas anders machst, als alle anderen.

Vielleicht findest du dich in dem einen oder anderen wieder, vielleicht auch nicht. Vielleicht fragst du dich, warum ich immer wieder schreibe, dass es auch andere Wege gibt, diese Bedürfnisse zu erfüllen. Und du fragst dich, warum du überhaupt darüber nachdenken solltest, wenn du doch zufrieden bist mit dem, wie es gerade ist.

Ich möchte die Bedürfnisse aller Beteiligten mitbedenken: deine, meine eigenen, die anderer Veganer*innen und die der Tiere, die als Fleisch gegessen werden. Und ich möchte dich einladen, mich dabei zu begleiten – wenn du dich darauf einlassen magst.

Welche Bedürfnisse erfüllt Fleischverzicht?

Fleischverzicht um Integrität zu wahren

Integrität – also die eigenen Werte leben – ist ein Bedürfnis, das mich sehr leitet. Auch einige andere, die ich gefragt haben, haben das als Bedürfnis hinter dem Verzicht auf Fleisch genannt.

Integrität ist die Übereinstimmung von Wert, Wort und Tat.

Mir ist wichtig, dass keinem Lebewesen unnötig Leid geschieht. Wenn ich Fleisch esse, trage ich aber dazu bei. Sobald mir dieses innere Spannungsfeld bewusst wird, muss ich irgendwie damit umgehen. Für mich ist das Leben in Einklang mit meinen Werten am meisten erfüllt, wenn ich mich dafür entscheide, kein Fleisch zu essen. Das entspannt mich und fühlt sich für mich in Frieden an.

Das, was passiert, wenn meine Werte und mein Verhalten nicht übereinstimmen, nennt sich Kognitive Dissonanz. Das ist die innere Anspannung, die entsteht, wenn mir bewusst wird, dass ich nicht entsprechend meinen Werten handle. Damit kann ich auf die unterschiedlichsten Weisen umgehen:

  • Ich ändere mein Verhalten.
  • Ich ändere meine Werte.
  • Ich finde meinen Frieden mit meiner Fehlbarkeit.
  • Ich verdränge mein neues Wissen und meide weitere Informationen aus der Richtung.
  • Ich dämpfe meine innere Anspannung durch andere Tätigkeiten, die Wohlbefinden auslösen (z.B. Alkohol, Zigaretten, Fernsehen).

Fleischverzicht, weil ich beitragen will

Auch der Wunsch Beizutragen zum Wohlbefinden anderer, sei es Mensch oder Tier oder sogar so etwas Abstraktes wie die Umwelt, ist ein Bedürfnis, das wir alle teilen.

Mein Beitrag ist, dass ich selbst bewusst keine Tiere und tierische Produkte esse oder verwende. Dieser Beitrag geht meines Erachtens über das individuelle Leid der Tiere hinaus. Er hängt auch mit dem Schutz unserer Umwelt zusammen und dem Wunsch, eine lebenswerte Welt für künftige Generationen zu hinterlassen. Zu meinem Beitrag gehört auch, dass ich darüber rede und neue Denkansätze ausprobiere, um ein Nachdenken und -fühlen anzustoßen. Beitragen kann so vielfältig sein. Doch es gibt immer ein Thema, das uns besonders anspricht, wo wir besonders Lust haben uns zu engagieren. Meine Themen sind unter anderem der Veganismus und die Gewaltfreie Kommunikation, mit denen ich versuche beizutragen.

Für mich ist Beitragen auch eng verknüpft mit Wirksamkeit. Ich will dort beitragen, wo mein Beitrag auch etwas bewirkt. Und aber auch dort, wo es mein Herz hinzieht – wo ich mir noch mehr Bedürfnisse als nur Beitragen erfüllen kann.

Fleischverzicht aus gesundheitlichen Gründen

Die eigene Gesundheit motiviert ebenfalls viele, kein Fleisch zu essen. Auch für Menschen, die Fleisch essen, war Gesundheit eine große Motivation. Hinter völlig gegensätzlichem Verhalten kann also das gleiche Bedürfnis stecken.

Weitere genannte Bedürfnisse waren: Frieden, Gerechtigkeit, Harmonie, Verantwortung, Genuss, Vitalität, Achtsamkeit, Respekt, Sinn, Zugehörigkeit, Leichtigkeit und Wohlbefinden.

Die Bedürfnisse der Tiere mit ins Boot holen

Nun ging es darum, die Bedürfnisse von Menschen, die Fleisch essen und Menschen, die auf Fleisch verzichten anzusehen. Doch die Bedürfnisse der anderen Beteiligten habe ich bisher weitgehend außen vor gelassen: der Tiere [2]Wenn ich im Folgenden von Tieren spreche, meine ich die Tiere, die normalerweise als Nutztiere gehalten werden: z.B. Rinder, Schweine, Puten, Hühner, Schafe, Enten.

Damit Fleisch gegessen werden kann, muss vorher ein Tier getötet werden. In den meisten Fällen wurde dieses Tier von klein auf in Gefangenschaft gehalten und wurde aufgezogen für den Zweck der Fleischgewinnung. Einen Überblick darüber, wie genau das für jede Tierart aussieht, bietet die Albert Schweitzer Stiftung. Im Großen und Ganzen können die Tiere in Gefangenschaft den meisten ihrer Bedürfnisse nicht nachgehen.

Für mich steht außer Frage, dass Tiere fühlen und leiden können. Dafür gibt es so viele Beispiele, dass ich meine, dass wir darüber gar nicht mehr diskutieren müssen. Mittlerweile haben sogar Gehirnscans von Hunden gezeigt, dass derselbe Ort im Gehirn [3]der Nucleus caudatus bei Hunden wie bei Menschen aktiviert wird, wenn sie besonders positive Gefühle haben [4]Links: New York Times Artikel: Dogs are People, too und Psychology Today Artikel: Dogs, MRIs, and Emotions. Das zeigt, dass wir uns mehr ähneln als gedacht. Gleichzeitig weiß man auch viel über die Bedürfnisse von Tieren. Teilweise teilen wir die gleichen Bedürfnisse, teilweise unterscheiden sie sich und teilweise können wir nur vermuten.

Auch Tiere haben Bedürfnisse

Ganz sicher können wir uns sein, dass Tiere das Bedürfnis nach Leben und Unversehrtheit mit uns Menschen teilen. Ebenso teilen wir die körperlichen Bedürfnisse nach Nahrung, Schlafen, Licht/Dunkel, Bewegung, Wärme/Kälte und Schutz. Auch können wir davon ausgehen, dass Tiere ebenfalls wie wir Menschen soziale Bedürfnisse haben, wie Zugehörigkeit zu einem Rudel/einer Herde/einer Familie oder Anerkennung.

Wenn wir also die Bedürfnisse der betroffenen Tiere zum Thema Fleisch essen mit in unsere Überlegungen miteinbeziehen, liegt auf der Hand: dass Menschen ihr Fleisch essen ist nicht in deren Sinn.

Bedürfnisse hinter Fleisch essen

Alle Bedürfnisse unter einen Hut bringen

Wie kriegen wir nun die Bedürfnisse aller Beteiligten unter einen Hut? Für alle Menschen, die sich vegan oder vegetarisch ernähren, ist offensichtlich: die Menschen, die Fleisch essen, sollten das doch einfach lassen. Dass es so leicht nicht ist, erleben wir aber jeden Tag auf’s Neue. Dazu gibt es viele Theorien und Gedanken [5]zum Beispiel die Theorie des Karnismus: Karnismus erkennen und was mir dabei auffällt ist: die Bedürfnisse der Menschen, die Fleisch essen, werden häufig nicht ernst genommen.

Ja, und das ist auch schwer, wenn ich diese riesenhafte Lücke klaffen sehe zwischen „Genuss des Menschen“ und „Leben wollen des Tieres“. Aber das ist auch nur die Spitze des Eisbergs. Und es lohnt sich, den ganzen Eisberg anzusehen. Ich merke, ich werde immer neugieriger, was es da noch zu entdecken gibt.

Gerade entdecke ich, dass es gute Gründe – wichtige Bedürfnisse – gibt hinter dem Fleisch essen. Die will ich anerkennen. Und gleichzeitig wünsche ich mir, dass es uns allen immer mehr gelingt, die Bedürfnisse aller Beteiligten im Blick zu behalten, also auch die der Tiere.

Ausblick

Ich habe mich bewusst in dem Artikel nur auf’s Fleisch bezogen. Die gleichen Fragen kann ich mir auch über den Konsum von Milch, Käse und Eiern stellen. Und über’s Autofahren, über Flugreisen, über Plastiktüten, über jedes halbe Jahr ein neues Smartphone kaufen, über Billig-Klamotten und vieles mehr.

Wie geht’s dir nach dem Lesen des Artikels? Hast du etwas Neues für dich gelernt? Spürst du Zustimmung oder Widerstand oder irgendwas dazwischen?

Fußnoten

Fußnoten
1 nebenbei: gleichzeitig gibt es immer mehr vegane Leistungssportler*innen wie Patrik Baboumian, Scott Jurek und andere
2 Wenn ich im Folgenden von Tieren spreche, meine ich die Tiere, die normalerweise als Nutztiere gehalten werden: z.B. Rinder, Schweine, Puten, Hühner, Schafe, Enten
3 der Nucleus caudatus
4 Links: New York Times Artikel: Dogs are People, too und Psychology Today Artikel: Dogs, MRIs, and Emotions
5 zum Beispiel die Theorie des Karnismus: Karnismus erkennen

28 Meinungen zu “Warum du vermutlich gute Gründe hast, Fleisch zu essen

  1. Ich finde es anprangernd…

    Zuallererst, ich bin weder Vegetarier noch ein großer Fleischesser. Evtl. ein Flexitarier.
    Es ist sehr einseitig und setzt voraus, dass es das A und O ist fleischlos zu leben. Zumindest entstand so bei mir der Eindruck.
    Die ganzen Zwischenebenen werden gar nicht beleuchtet.

    Nehmen wir mich mal als Beispiel:
    Ich kaufe Bio und Produkte die fair gehandelt sind, beteilige mich am Tierschutz soweit ich kann (Unterstützung von Petitionen/Spenden/ Weitervermittlung von Tieren etc. pp.). Ich selber habe 6 Katzen und da fängt es schon an. Natürlich bekommen die Proteine und Fleisch. Alles andere wäre schädlich.

    Ich selber bevorzuge z.B. Bei Milch Mandelmilch und Hafermilch. Nicht weil ,ihr die besser schmeckt… sie schmeckt anders, sondern weil ich generell nicht so viel davon verzehren möchte. Und nein… es geht mir nicht besser mit einer veganen Ernährung.
    Ich habe auf vieles verzichtet aufgrund von Neurodermitis. Geholfen hat nur eines: Vericht auf Zucker (Industrie) und Konservierungsmittel.
    Und aus Genuss esse ich keine tierischen Produkte, sondern weil mein Körper danach lechzt (entgegen meines Appetits).
    Ich brauche einfach auch tierisches Eiweiß damit ich rund laufe. Das ist auch nicht immer viel, aber gar nicht geht nicht. Und ich rede nicht von Fleisch. Ich esse schon von Kinderbeinen ganz wenig.

    Ich bin gegen all die Dinge, die mit Tieren gemacht werden,, allerdings halte ich eine bewusstere Haltung zu dem Thema viel wichtiger als einfach zu verzichten ohne genau zu wissen warum.

    Klar wäre das toll, wenn wir uns jetzt alle nur noch von Licht ernähren könnten, wie in dem Film „Am Anfang war das Licht“, aber dafür sind wir nicht gemacht.

    Ich denke, dass es auch einen gesunden Mittelweg geben muss.

    Auch jahrelanges Yoga hat mich nicht zu einem Veganer werden lassen. Ich bin aufmerksamer und achtsamer. Bewusster insgesamt. Das sollte das Ziel sein. Ein rundum achtsameres Leben mit viel weniger Dingen, die wir nicht brauchen und insgesamt einfach mehr Spass und Lebensfreude.

    Denn wenn ich anfange mich zu geißeln und zu verurteilen, weil ich dieses oder jenes mache und dadurch an Lebensfreude verliere, dann kann das auch nicht richtig sein.

    LG,
    Nicole

    1. Liebe Nicole,
      Danke, dass du beschreibst, was du von mir verstanden hast.

      Ich verstehe von dir, dass du dich in den Bedürfnissen, die ich genannt habe, gar nicht wiedergefunden hast. Dein Grund Fleisch zu essen ist ein anderer, nämlich der, dass dein Körper dir signalisiert, dass er manchmal Fleisch braucht, damit du in deiner Kraft sein kannst. Du hast von mir verstanden, dass das nicht in Ordnung ist, und du dich meiner Meinung nach trotzdem vegan ernähren solltest, selbst wenn es für dich Verzicht auf Lebensfreude und Selbstgeißelung bedeuten würde.

      Außerdem hab ich verstanden, dass du dich an vielen Stellen für Tiere und unsere Umwelt einsetzt. Und da würdest du dir wünschen, dass das auch zählt und gewürdigt wird. Hab ich das richtig verstanden?

      Mir geht es in dem Artikel darum, die Bedürfnisse aller im Blick zu behalten. Gerade – und das ist für mich auch neu – auch die der Menschen, die Fleisch essen. Aber ich vermute, dass ich da nicht genug differenziert habe. Es gibt ja Menschen, die jeden Tag ziemlich viel Fleisch essen und dann gibt es auf der anderen Seite der Skala die, die sehr selten Fleisch essen. Ich habe in dem Artikel die ersteren angesprochen. Wenn du dich da mit angesprochen fühlst, als jemand, der sehr bewusst lebt und sehr selten Fleisch isst, dann kann ich gut verstehen, dass du dich in dem Artikel nicht wiedergefunden hast und eventuell verärgert bist.

      Vielleicht nochmal deutlicher: Ich will nicht, dass jemand aus Schuldgefühlen vegan wird. Ich wünsche mir, dass Menschen bewusst wird (wenn es noch nicht bewusst ist), dass beim Fleisch essen die verschiedensten Bedürfnisse ins Spiel kommen, nicht nur die eigenen, sondern auch die der Tiere. Gleichzeitig will ich auch die Bedürfnisse hinter dem Fleisch essen sehen und würdigen. Und wenn jemand sich dazu entscheidet, vegan zu werden oder weniger Fleisch zu essen, dann wünsche ich mir, dass das aus der reinen Freude am Beitragen und Liebe zum Mitwesen und zur Mitwelt und zu sich selbst geschieht.

      Magst du mir sagen, was du von mir verstanden hast und wies dir damit geht?

      Ganz liebe Grüße,
      Sabrina

      1. Hallo Sabrina,

        herzlichen Dank für Deinen Artikel.

        Ich habe irgendwann mal genau über Ernährung nachgedacht, mich ein 3/4-Jahr fleischlos ernährt und festgestellt, dass mir das nicht bekommt.
        Ich esse also wieder (ca. 2x im Monat) Fleisch.

        Allerdings nicht irgendwelches: ich achte darauf, Fleisch von Tieren zu essen, die vorher GELEBT haben – nicht in einem engen Stall in Einzelhaft o.ä. vegetiert! (Geht bei uns gut mit Lamm – wir haben einen Schäfer in der Nähe, der die Tiere sehr artgerecht und Bio behandelt).

        Die Frage des Essens von anderen hatte ich damals aber auch auf die pflanzliche Kost ausgeweitet: auch eine Karotte/ ein Salat will leben (so empfinde ich es)!

        Der Unterschied ist für mich also nur ein gradueller (da das mit der Lichtnahrung so direkt nicht klappt!)
        Das einzige was ich sonst essen könnte, sind Früchte wie Äpfel oder Kirschen, die ein Geschenk der Pflanze an den Menschen/das Tier sind um den Samen zu verbreiten – aber das klappt in diesem zeitweise zu kalten Land nicht (für mich).

        Das Wesentliche ist mir dabei, DANKBAR zu sein für das Leben, das ich nehmen durfte um selber weiter leben zu können. Das ist der für mich einzige gangbare Weg, in dieser Frage integer zu bleiben.

        Herzlichen Gruß,
        Pumin

        1. Hallo Pumin, vielen Dank für deinen Beitrag und deine Erfahrungen und Gedanken. Ich lese bei dir sehr viel Mitgefühl für alles Leben und ein Ringen darum, einen Weg für dich zu finden, mit dem du gut mit dir sein kannst.

          Ich mache selbst schon einen Unterschied zwischen Tieren und Pflanzen, auch wenn ich dir zustimme, dass auch Pflanzen auf ihre Art leben. Das Leid der Tiere (in der Massentierhaltung, durch Qualzuchten, bei Tiertransporten und bei der Schlachtung) ist für mich in seiner Intensität jedoch deutlich stärker mitfühlbar und durch mein Wissen, dass Tiere genau auf dieselbe Art Schmerz und Leid empfinden, wie wir Menschen, ist es mir näher. Bei Pflanzen kann ich nur raten, wie sie wohl wirklich empfinden mögen.

    1. Versteh ich das richtig, dass dir der Artikel gut gefällt, du das Thema wichtig findest und du findest, dass er auch in eine Zeitschrift wie die Empathische Zeit passen könnte?

  2. … es könnte so einfach sein – isses aber nicht!

    Danke liebe Sabrina für diesen sehr differenzierten, ehrlichen und respektvollen Artikel, den ich gerne anderen empfehlen werde.

    Liebe Grüße

    Arno

  3. Ich habe nur „Zugehörigkeit“ und „Gründe kein Fleisch zu essen“ gelesen.
    Ich lebe Drogenfrei (Kein Kaffee, Zigaretten, Alkohol, etc) ich esse Rohkost. Ich brauche im Restaurant gar nicht fragen. Sie haben nichts für mich. Ich kann nur Wasser trinken, dann natürlich Leitungswasser.

    Ich kann mit Freunden nur essen, wenn ich sie zu mir einlade. Wirklich gute Freunde haben Karotten für mich am Buffet liegen. 😉

    Was mir hilft: Werte, Körpergefühl. Mein Körper ist fit, ich fühle Natur in mir und die Energie der Sonne pulsiert durch meine Adern. Der Preis ich muss weitgehend isoliert leben. Viel zu viele soziale Events haben mit Essen zu tun. 🙁

    1. Hey, danke für deinen Kommentar! Mir gefällt deine Beschreibung „Mein Körper ist fit, ich fühle Natur in mir und die Energie der Sonne pulsiert durch meine Adern.“ voll gut. Da kommt bei mir ganz viel Lebensfreude und Lebensqualität rüber :))

  4. Hallo,

    ich vermisse bei den Gründen, kein Fleisch zu essen, Dinge wie Oppositionshaltung oder Übertragung (Stellvertreterkampf).
    Selbst im Ausblick wird nur von Konsum gesprochen. Ich fürchte, die Einsicht, dass man sich halt einfach um irgendwas kümmern will (um letztlich bei sich selbst was zu bearbeiten), bei Menschenrechten oder Politik aber Schiss hat, sich die Finger zu verbrennen, ist ziemlich schmerzhaft. Zum Glück haben wir Sprache. Damit können wir uns z.B. sehr schön seelische Schmerzmittel formulieren. Sogar gewaltfrei, dann tun die Selbsteinsichten nicht weh.

    Es nervt einfach, wenn mal wieder jemand ganz viel und ganz nett (und ganz ganz ganz richtig!!!) drüber schreibt, wie es ihr oder ihm selber besser geht. Und dann den großen Erklährbär im Netz macht, damit aus der Filterblase etwas Selbstbestätigung zurückkommt. Wenn die Leute wenigstens was mit Regenwald oder Walen machen würden. Aber nein, sie frickeln sich irgendwas zusammen, damit es sich nicht so dekadent anfühlt, im Bioladen einzukaufen. Am vernünftigsten wäre es doch, wenn von allem etwas weniger da wäre, nicht? Fleischkonsum, Konsum allgemein, aber auch Rechthaberei, Selbstüberzeugungsgeschwafel und Menschen ganz allgemein. Das ist aber nicht so, auch bei keinem Veganer. Dieses ganze Gehabe, bei dem die eigene Person im Vordergrund steht, ob es sich nun dadurch ausdrückt was sie isst oder was sie denkt (bei dem Artikel hier stelle ich mir die Henne-Ei-Frage), stellt Veganer eigentlich auf eine Stufe mit SUV-Fahrer_innen, Meistergrillern, Sonnenanbetern und was es sonst noch so alles an Menschen gibt. Aber – sorry – keinesfalls mit irgendwem, der sowas wie Erkenntnis hat. Die sind nicht hier, die halten den Mund, falten die Hände überm Bauch in der Sonne und warten wahrscheinlich Schlucht ab. Keinesfalls mühen sie sich mit Aufsätzen ab, die bis zur Zerfaserung im Differenzierungsstyle geschliffen, in nur einem ganz deutlich ist: Ich muss mich mit mir selbst auseinandersetzen, ich will Kontakt mit anderen Menschen, ich will gern anders sein, ich will mich selbst finden und das läuft über Abgrenzung, Abgrenzung klingt aber doof, also sollen alle das so sehen, also schreibe ich das ins Netz… Leute und dann müssen noch die armen Tiere dafür herhalten. Wenn die die Wahl hätten zwischen dieser halbgaren Psychonummer und ner Bratpfanne, ich tippe auf letzteres. Nehmt eure Wehwechen mal bitte nicht so ernst, das ist ja kaum zum aushalten! 🙂

    Seid trotzdem liebst umarmt, das wird schon wieder.

    Preisfrage: Erzählen wir den Nahostflüchtlingen was von veggi sein, wenn sie nicht mehr kommen um zu betteln, sondern um uns zu verfrühstücken?

    Preisfrage 2: Ja Sabrina, du willst das ganz gerne jetzt löschen, was ich hier geschrieben habe. Solltest du nicht lieber ein Tagebuch führen statt zu bloggen?

    Nochmal herzlich

    Rudolf Pazofsky

    1. Hallo,
      Leider verstehe ich nicht ganz, was du mit deinem Kommentar sagen willst. Ich versteh von dir nur, dass du das was ich schreibe und wie ich es schreibe, ziemlich blöd findest. Anscheinend blöd genug, um einen ziemlich langen Kommentar zu hinterlassen. Aber was fändest du denn gut? Und was haben die Nahostflüchtlinge mit dem ganzen Thema zu tun?

  5. Bei den Bedürfnissen kann man noch ganz grundlegende Gelüste und Genüsse anbringen: Salz, Fett, (angeröstete) Eiweiße schmecken nicht nur toll sondern wecken auch Apettit. Evolutionär bedingt ist das auch sinnvoll da es auf Basis tierischer Nahrung nicht nur in kurzer Zeit bereits eine ausreichende Nährstoffversorgung sichert sondern oftmals die einzige Art war überhaupt den Winter zu überleben.
    Und heutzutage ist es meist immer noch so daß diese Aromen in den gängigen Gerichten ums Fleischgericht herum versammelt sind und nicht in der faden „Sättigungsbeilage“ daneben.
    Allerdings ist dank mager&gesund sowie bewegungsarmer Haltung mit Kraftfutter das eigentliche „Fleisch“ kaum noch ein Geschmacksträger, und die letzten Fettränder werden auch meist weggeschnibbelt – die geschmacksintensiven Innereien landen sowieso fast nur noch im Hundefutter.
    Geschmacklich bleibt vom mit Fleisch verknüpften Genuß eigentlich nur noch das herzhaft angeschmorte Eiweiß – bekommt man mit einem Steak in Grill oder Pfanne so gut wie narrensicher hin, ein vergleichbares Erlebnis rein pflanzlich zu erzielen braucht da schon deutlich mehr Geschick.
    Bleibt noch die Textur, da fällt mir nichts ein daß auch nur annähernd mit Fleisch vergleichbar ist. Allerdings stehen auf der Beliebtheitsliste Hamburger, Würste und Fleischkäse ganz weit oben, und da bleibt von den Fasern nix mehr übrig…

    Daß Fleisch zu essen einfacher ist kann ich nicht bestätigen, bei mir ist der Fleischverzehr nämlich in dem Maß zurückgegangen wie ich zunehmend selbst gekocht habe: Obst und Gemüse braucht keine durchgehende Kühlkette und ist auch weitgehend unproblematisch wenn man es mal ein paar Tage länger lagert. Und auch in der Zubereitung ist es halb so wild wenn mal ne Ecke noch nicht ganz durch ist oder etwas zu lang gegart wurde, Fleisch ist dann hingegen schonmal unerwünscht halbroh oder bereits zäh.
    Abgesehen davon ist Küche mit tierischen Zutaten eine Menge Arbeit, merkt man nur meist nicht weil es normalerweise die Brühwürfelfabrik und (oft unterbezahlte) Schlachthofmitarbeiter erledigt haben.

    Daß Essen ein sozial verbindendes Element ist trifft allemal zu, aber anders als beim Bechern in der Kneipe ist es nicht so daß das mit Fleischkonsum verbunden ist: Wer beim Grillsport mit Tofuwürstchen auftaucht oder gar den Rost mit Gemüse kontaminiert ist zwar kurz vorm gelyncht werden, aber genauso gibts auch Orte und Veranstaltungen wo man mit der Bratwurst in der Hand ähnlich fehlplaziert ist.
    Ansonsten gibts z.B. auch beim hiesigen eher traditionell ausgelegten Mittagstisch-Metzger immer auch ein vegetarisches Gericht, Salate und Süßspeisen – da fällts nicht weiter auf wenn jemand fleischfrei mitfuttert (vegan wird schwieriger, da bliebt nur noch das halbe Salatbuffet übrig… vegetarisch heißt beim Metzger nunmal daß stattdessen die doppelte Menge Milchprodukt oder Ei rein kommt ;).
    Und wenn ich mir beim Italiener Suppe oder Bruschetta als Vorspeise nehm, eine Pizza oder Pasta Funghi (käsefrei aus Geschmacksgründen) nebst Wein genehmige hängts am Ende nur noch davon ab ob es Tiramisu gibt oder nicht um ohne drüber nachzudenken ein mehr oder weniger veganes und dennoch völlig durchschnittliches Essen gehabt zu haben.
    Da find ich die Einschränkungen wenn jemand z.B. kein Gluten zu sich nimmt oder nur Rohkost futtert deutlich gravierender…

    Bezüglich Integrität kann das auch anders funktionieren:

    Wenn man der Ansicht ist daß der Mensch die Krone der Schöpfung ist dann ist es nur konsequent auch auf der Spitze der Nahrungspyramide zu stehen und nicht Gras mampfend neben dem Rindvieh. Will ich jetzt gar nicht weiter drauf eignehen, aber wenn mal es mal aus dieser Perspektive betrachtet dann sieht so manche Motivation ganz anders verständlich aus.

    Oder pragmatischer die Sicht hat daß die Natur ein einziges Fressen und Gefressen werden ist, und der Mensch am Ende auch nur ein Naturgewächs.
    Interessant ist dabei auch das Zusammenspiel von Mensch und Umgebung, was ja keine Einbahnstraße ist: Viele Landschaften und sind in der heutigen Form erst durch Nutztierhaltung entstanden, z.B. die Heidelandschaften der Alb. Wie geht es mit diesen weiter wenn deren ursprünglicher Zweck entfällt? Oder was ist mit den ganzen Nutztierrassen?
    Da gibts dann keine einfachen Antworten mehr…

  6. Als ich angefangen hatte den Artikel zu lesen dachte ich, ja das kann was werden. Doch dann kam das was viele Veganer als Grund angeben, keine Tiere zu essen oder deren Produkte, weil diese dafür getötet werden müssen. Nun ist aber so, das Tiere und Pflanzen Lebewesen sind. Im Umkehrschluss bedeutet dies, der Mensch dürfte auch keine pflanzlichen Produkte essen. Die Natur hat es seit sehr langer Zeit so eingerichtet, dass sich Lebewesen gegenseitig fressen. Wenn ein Mensch beschließt das nicht mehr so zu handhaben, ist das in Ordnung. Nur das Argument, den Tieren kein Leid zufügen zu wollen, finde ich nicht passend.

    1. Hallo Mike, vielen Dank für deinen Kommentar und dass ich damit Gelegenheit bekomme, darauf einzugehen, was du sagst. Ich verstehe von dir, dass du nicht nachvollziehen kannst, wie „Tiere nicht töten wollen“ ein plausibler Grund für Menschen, sich vegan zu ernähren, sein kann, wenn du siehst dass unser ganzes System darauf ausgelegt ist, dass Tiere Pflanzen essen, Tiere Tiere essen und es ein einziger Kreislauf aus Essen und gegessen werden ist.
      Ich habe bei den Bedürfnissen hinter dem bewussten Verzicht von Fleisch angegeben Integrität, Beitragen und Selbstfürsorge als Beispiele. Bei den vermuteten Bedüfnissen der Tiere habe ich angegeben, dass ihnen wichtig ist, dass sie nicht getötet werden und ihnen Leid widerfährt, weil ihnen ihr Leben und ihre Unversehrtheit von großer Wichtigkeit ist – für alle Lebewesen. Mein Gedanke war, das, was die Tiere für sich wollen würden, auch mit zu betrachten und da ist für mich ganz klar, dass ihnen ihr Überleben wichtig ist. Kannst du nachvollziehen was ich meine?

  7. Es ist doch völlig unsinnig, Pflanzen mit Tieren zu vergleichen. Pflanzen besitzen kein Zentrales Nervensystem und können somit keine Schmerzen empfinden. Das wäre auch eine total Fehlplanung der Natur, das Schmerzempfinden ist dazu da, den Körper, das Lebewesen zu schützen, was würde es einer Pflanze denn nützen, wenn sie das hätte?! Oder hat schon mal jemand eine Karotte gesehen, die sich bei der Gefahr geerntet zu werden, die Wurzeln unter die Arme klemmt und flieht?!

    1. Hallo Petra, ich verstehe von dir, dass dir Leben und Unversehrtheit aller Lebewesen, die Schmerzen empfinden können, total wichtig ist. Ich stelle mir vor, dass es dich wütend macht, wenn das Leid der Tiere nicht gesehen wird oder als nicht wichtig erachtet wird.
      Das geht mir genauso. Gleichzeitig glaube ich nicht, dass es zu einem gegenseitigen Verstehen und zum Dialog beiträgt, die Worte des anderen als „unsinnig“ zu bezeichnen, so sehr wir diesen auch innerlich widersprechen mögen. Verstehst du, was ich meine?

    2. Liebe Petra
      Die Wissenschaft kommt so langsam darauf, dass Pflanzen sehr wohl so etwas wie ein Gedächtnis haben und Schmerzen empfinden können. Spannend dazu sind die Bücher von Peter Wohlleben.
      Die Pflanze kann zwar nicht fliehen, aber bspw. Stoffe aussenden, welche ihren Verzehr ungeniessbar machen. Wehsalb es bpsw. Sinn macht Samen einzuweichen, denn die wollen ja nicht, dass sie verdaut, sondern möglichst ganz wieder ausgeschieden werden.

  8. Warum Ich kein Fleisch esse, weiss ich. – Ich denke dass es in der heutigen Zeit der Massen-Haltung, Massen-Schlachtung, – Tier als WARE -, nicht gesund sein kann, regelmässig oder gar täglich Fleisch (der toten Tiere) zu essen. – die Tiere sind LEBE-Wesen und erleben Stress und grosses Leid wenn sie transportiert und abgeschlachtet werden.
    Dieser Stress und all dieses Leid ist im Fleisch „gespeichert“ , welches der Konsument/Mensch sich dann einverleibt wenn er es isst. –
    Nun noch ein positives Beispiel zur Verdeutlichung : sowie die Sonne in den Trauben und anschliessend im guten Wein zu spüren ist, – so ist der Schmerz und das Unrecht welches dem Tier angetan worden ist anschliessend im Fleisch gespeichert und der Mensch der das Fleisch dann isst, isst diese negativen Informationen mit. – das macht auf die Dauer GROSSE Probleme und führt zu Krankheit beim Menschen, körperlicher sowie auch seelischer Natur.
    Gabriela

  9. Danke für den Blog. Ich denke, dass ist ein interessantes und kontroverses Thema. Ich bin Vegetarier aber meine Familie verzehrt – gerne – Fleisch. Jedoch achten sie dabei auf die Qualität.

    1. Hallo Christoph. Ich bin ein bisschen verwirrt von deinem Beitrag. Du schreibst, dass du Vegetarier bist und verlinkst eine Metzgerei?

  10. hallo,
    schön, der versuch, beide seiten zu sehen. ich habe auch mal lange vegan gelebt, aus ähnlichen gründen wie du beschreibst. kann das also sehr gut nachvollziehen. nun esse ich fleisch und zwar das meiner eigenen tiere, denn ich bin schäferin geworden. schäferei hat keine eingesperrten tiere, viele meiner kollegen hüten noch. und schafe grasen nur dort, wo seltene biotope entstanden sind, magerrasen, heide, moor, usw. schafe erhalten diesen lebensraum und schaffen den anderen arten (insekten, vögel, amphibien) erst durch ihr grasen die möglichkeit, dort zu leben. schafe sind also aktive umwelt-und artenschützer. denn grünland, von schafen frei gegrast speichert auch nochmal mehr co2 als wald. wenn ich aber mit einer herde lebe, dann komen da tiere hervor, die ich als hirtin „sortieren“ muss. wenn ich keine nachzucht erzeuge, stirbt die herde als ganzes irgendwann aus. also brauche ich neue tiere, die muttertiere – oder eben schlachttiere – werden. alles in allem ein sehr natürlicher kreislauf und eine uralte tradition von fast 10 000 jahren. das hat mich doch sehr fasziniert und seitdem esse ich wieder fleisch – zugegeben aber nur das fleisch meiner schafe, aldi schnitzel geht gar nicht, dann lieber vegan.
    ich fände es schön, wenn es nicht nur „die veganer“ – und „die fleischesser“ gäbe, sondern solche zwischenpositionen auch mal angeschaut werden. schäferei als gegenpol zu intensivtierhaltungen kann mit dem weltmarkt kaum mithalten und würde es dringend brauchen, dass menschen regionales lammfleisch kaufen. denn das im stall gemästete schwein ist viel billiger zu haben, als das traditionell aufwändig gehütete schaf. aber ohne schafe würden viele bodenbrüter ihren lebensraum verlieren und kleine bedrohte arten verschwinden, ohne dass wir als gesellschaft es mitbekommen. wer bemerkt denn gerade das langsame aussterben des kiebitz? der feldlerche? des feldhamsters? die insekten, die sich an blütenreichen mageren standorten laben? in diesem kontext kann man fleisch essen nochmal ganz anders bewerten.
    liebe grüße von der schäferin

    1. Hallo liebe Schäferin, danke für deinen Kommentar. Ich denke auch, dass wir aufhören sollten in Entweder Oder zu denken. Das Feld zwischen „komplett vegan“ und „jeden Tag Fleisch“ ist ja wirklich sehr weit. Und sobald man nur einen Happen Fleisch isst, wird man sofort der „Fleischesser-Fraktion“ zugeordnet, obwohl man tatsächlich der „Veggie-Fraktion“ viel näher ist.
      Tatsächlich trägt ja auch die Benennung schon dazu bei. Ich sage z.B. „Ich bin Veganerin.“ und grenze mich damit von den „anderen“ ab. Und gleichzeitig tut es mir gut, dadurch wiederum zu einer Gruppe zu gehören. Das ist schon schräg. Aber so ist es ja in ganz vielen Bereichen.

  11. Hiiii, ich finde deinen Beitrag super!!! Allerdings bin ich noch nicht ganz zum Veganer geworden, einfach auch aus diesen Gründen, die du beschreibst. Wenn man am Abend müde heimkommt,ist es einfach, mal schnell ein Würstchen zu kochen. Mein Mann mag Fleisch, die Kinder auch, allerdings essen sie nur dann, wenn es von hier ist, also von einem Bauern, der hier schlachtet, den man kennt. Und man alles weiss, bei Milch oder Eiern genauso.Die Tiere leben hier, fahren nicht weit, ich hab darauf bestanden, alles zu sehen, und ja logisch, sie werden auch nicht totgestreichelt, aber sie haben die Sonne gesehn und Freunde gehabt. Es ist nicht viel, aber manchmal kommt halt doch Fleisch auf den Tisch. . Allerdings wenn ich die Umstellung mache, dann richtig, also gleich vegan. Denn kein Fleisch zu essen, aber Milch von dauerträchtigen Kühen trinken, und Eier von Hühnern, deren Brüder getötet werden u die selbst nicht älter meistens als 1 Jahr werden, find ich Heuchelei. Tut mir leid, wenn sich Vegetarier angegriffen fühlen, aber ich denke halt so. Vegan hat viel Gutes, Tiere brauchen Futter, Weideflächen,Wasser usw. Wieviel das spart, wenn man das Tier weglässt!! Und auch beim Einkaufen, viele positive Nebeneffekte, z. B. Müllvermeidung.Trockensachen, Linsen, Bohnen, usw, gibt es in Stoffsäcken oder offen, ansonsten im Glas, das ich immer weiterverwende. Fleisch ist immer in Plastik eingeschweisst. Aber es gibt halt auch viele Leute, die dann auch sagen 1 kg Kartoffeln kostet 2 €,1 kg Schweinebauch 1,50 ,dann kaufen sie das Fleisch, oder die Billigeier um 5 ct. Und da Fett ein Geschmacksträger ist, schmeckt natürlich gebratenes Fleisch anders. Und natürlich übernehmen das Kinder dann auch so für später. Ist aber auch leicht zu ändern, es gibt so viele Posten, wo man einsparen kann, und das in gutes Essen investieren. Handys, Autos, teure Klamotten. Und vielleicht liegt es auch am Aussehen. Fleisch ist schön verpackt, in der Theke, wenn man ein Tier schlachten muss, ist es ganz anders.
    Natürlich soll man Fleischesser nicht angreifen, jeder soll das machen, was er will, aber Umdenken und miteinander Reden schadet nicht, und wenn schon Fleisch, dann seltener und dafür Qualität, wäre ein guter Ansatz.
    Einstweilen liebe Grüsse aus Tirol
    Sylvia!!

    1. Liebe Sylvia, danke für deinen ausführlichen Beitrag! Ich höre raus, dass du dir da echt viele Gedanken machst und für dich eine gute Lösung finden möchtest. Ich denke auch, es ist schon viel geholfen, wenn sehr viel weniger Fleisch und tierische Produkte gegessen würde.

  12. Sabrina
    Schöner Artikel und spannende Kommentare, den meisten kann ich mich anschliessen: Es gibt so etwas wie nachhaltigen/sinnvollen Fleischkonsum. Die Schäferin schildert das gut.
    Mir kam noch ein Gedanke, den so glaube ich, Steiner geäussert hat: Es wäre auch eine Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass sich die Tiere (sowie Pflanzen) in unseren Dienst stellen, gestellt haben oder stellen wollen. Dazu müsste mensch natürlich das ganze Gedankenkonstrukt Steiners nachvollziehen können.
    Bei uns in der Schweiz wird seit kurzem die Hofschlachtung mittels sog. Weideschuss erlaubt. Ein Demeter Bauer der dies praktiziert hat erzählt, dass er mehrere Anläufe nimmt und ihm das Tier letztlich signalisiert, wann es bereit ist seinen Körper zu verlassen und diesen für unsere Ernährung zu überlassen. Ich denke alte Völker hatten diese Wahrnehmung durch Jagd und Riten noch verinnerlicht. Wird Zeit, dass wir es wieder lernen. Denn das Massentierhaltung ein no go ist, sind wir uns hier hoffentlich einig.

    Alles Gute
    Matthias

  13. Danke für diesen tollen Blog! Ich habe GfK vor einigen Jahren entdeckt und es war nicht weniger als lebensverändernd für mich, besonders erst mal persönlich, immer mehr auch beruflich. Dieser Blog und gerade auch zu diesem Thema ist großartig und ich danke dir sehr dafür!

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