Umgang mit Privilegien

Hilfe, ich bin privilegiert! Was nun?

Was tun mit meinem Privileg?

In meinem vorherigen Artikel über Privilegien ging es darum, was es bedeutet, ein bestimmtes Privileg zu haben, und darum, Privilegien zu erkennen, die ich selber habe. Wenn ich hier von Privilegien spreche, dann als „Gesellschaftliche Vorteile oder Nicht-Nachteile, die ich aufgrund meiner Zugehörigkeit zu einer Gruppe habe.“ [1]Die lange, dafür exakte Definition nach Miki Kashtan: Zugänge zu Ressourcen, die das Ergebnis von gesetzlichen oder sozialen Normen sind, die etwas mit der Mitgliedschaft zu einer Gruppe zu tun … Continue reading. Wenn dir das Thema noch fremd ist, empfehle ich dir sehr, zunächst den vorherigen Artikel zu lesen. Dieser Artikel ist unter Umständen etwas schwieriger zu lesen und zu verstehen als bisherige und ein bisschen Hintergrundwissen erleichtert die Sache.

Ich will lernen, mit meinen Privilegien so umzugehen, dass sich durch meine Gespräche und mein Handeln etwas ändern kann. Und ich will aktiv dazu beitragen, dass wir irgendwann nicht mehr von Privilegien zu sprechen brauchen, weil das, was heute als Privileg gilt, dann selbstverständlich für alle Menschen ist. Die Frage, die ich mir stelle, ist konkret: Wie kann ich dazu beitragen, dass alle Menschen die gleichen Voraussetzungen haben, um ihre Bedürfnisse zu erfüllen?
Wenn es dir auch so geht, ist der Artikel für dich. Aber vielleicht findest du ihn auch interessant, wenn es dir nicht so geht, wer weiß.

Verschiedene Möglichkeiten mit Privilegien umzugehen

Ich habe eine Weile darüber nachgedacht und recherchiert, wie das gehen kann. Am meisten hat mich ein Artikel von Miki Kashtan inspiriert, in seiner Gründlichkeit und Tiefe. Darauf wäre ich von selbst nie gekommen und deswegen stelle ich nun 1:1 die Möglichkeiten vor, die sie beschreibt. Sie hat zwei Wege identifiziert, wie ich mit Privilegien umgehen kann:

  • mit Privilegien so umgehen, dass sie erhalten bleiben
  • mit Privilegien so umgehen, dass sie erkannt und aufgelöst werden können

Mikis Arbeit inspiriert mich sehr und ihre Gedanken zu Privilegien prägen meinen eigenen Umgang damit. Die folgenden Absätze basieren auf den Erkenntnissen, die sie in ihrem Artikel You’re Not A Bad Person: How Facing Privilege Can Be Liberating [2]dt. Du bist kein schlechter Mensch: Wie befreiend es sein kann, den eigenen Privilegien zu begegnen teilt.

Mit Privilegien umgehen: Privilegien erhalten

Verschiedene Umgangsweisen mit Privilegien tragen dazu bei, dass Privilegien in unserer Gesellschaft bestehen bleiben. Sie entstehen größtenteils daraus, dass wir Menschen unbewusst den Fehler bei uns suchen, wenn uns jemand sagt, dass wir ein bestimmtes Privileg haben. Doch ob wir bestimmte Privilegien haben oder nicht haben, bestimmen die Rahmenbedingungen unserer Gesellschaft. Es ist kein persönliches Versagen oder Vergehen, wenn wir ein Privileg haben, das andere nicht haben. Es ist schlicht eine Tatsache [3]Vielleicht störst du dich daran, dass ich von Tatsachen schreibe und diese nicht belege. Dazu gibt es im vorherigen Blogartikel jede Menge Infos und Links.

Ich glaube, dass es hilfreich ist, zu wissen, welche Verhaltensweisen zum Erhalt von Privilegien führen und wie wir teils völlig unbewusst dazu beitragen. Damit, so glaube ich, ist auch Verständnis möglich für Menschen, die diese privilegienerhaltenden Wege gerade gehen – inklusive für uns selbst. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, auch zu beschreiben, wie Privilegien erhalten bleiben und nicht nur, wie sie aufgelöst werden können.

Leugnen von Privilegien/Unsichtbarkeit

Wenn ich in letzter Zeit mit Menschen über ihre Privilegien gesprochen habe, kam mir häufig Widerstand entgegen. Sei es, weil diese Menschen sich dadurch verurteilt fühlten, weil sie das Gefühl hatten, in eine Schublade gesteckt zu werden, oder weil sie sich selbst nicht als privilegiert sehen. Das hängt sicherlich damit zusammen, dass ich noch einiges darüber zu lernen habe, wie ich auf eine gute Art über Privilegien sprechen kann. Und gleichzeitig zeigt es auch den Mechanismus des Leugnens und Unsichtbar-Machens, den unser gesellschaftliches System fördert.

Damit meine ich: Wir leben in einem System, das uns einredet, dass wir, wenn wir nur genug leisten, alle den gleichen Erfolg haben können. Wir haben aber unterschiedliche Ausgangsbedingungen, die es manchen Menschen erleichtern, Erfolg zu haben. Das sind Privilegien. Und es ist wichtig darüber Bescheid zu wissen, damit ich überhaupt eine Wahl treffen kann, wie ich mit meinen Privilegien umgehen will.

Schuld, Scham und Verteidigung

Wenn wir herausfinden, dass etwas, was wir tun, für andere negative Auswirkungen hat, dann erleben wir häufig Schuld- oder Schamgefühle. Das kann auch passieren, wenn wir das erste Mal von Privilegien hören, die wir haben und die andere nicht haben. Schuld und Scham helfen uns jedoch nicht weiter. Beide sind Gefühle, die dafür sorgen, dass sich unsere Gedanken im Kreis drehen und uns lähmen.

In die Verteidigung zu gehen ist eine sehr häufige Reaktion auf Schuld- oder Schamgefühle. Wir wollen nicht als schlechte Menschen dastehen und verteidigen uns – obwohl es gar nicht nötig wäre. Das Problem daran ist, dass dadurch die Aufmerksamkeit im Gespräch auf die Person mit dem Privileg und ihr gefühltes Missverstanden-Werden gerichtet wird. Die Auswirkungen von Privilegien, unbewusste Verhaltensweisen, die diese bestärken und mögliche Veränderungen, die wir gemeinsam bewirken könnten, fallen dabei oft unter den Tisch.

Berechtigung von Privilegien

Niemand hat genug in dieser Welt. Selbst Multimillionäre geben in Umfragen an, dass sie nicht genug hätten. Wenn ich ständig das Gefühl habe, nicht genug zu haben, hänge ich umso mehr an dem, was ich habe: unter anderem an meinen Privilegien. Und ich finde Rechtfertigungen, warum ich denke, dass ich diese auch verdient habe.

Mit Privilegien umgehen: Privilegien auflösen

Miki hat vier Wege erkannt, die dazu führen können, dass Privilegien abgebaut werden können:

  • Eigene Privilegien anerkennen
  • Über Privilegien lernen
  • Offen für Feedback sein
  • Privilegien verwalten zum Nutzen aller

Vielleicht fällt dir auf, dass Dankbarkeit nicht darunter fällt. Ich bin bisher davon ausgegangen, dass Dankbarkeit auch ein guter Weg sein könnte, um mit Privilegien umzugehen. In einem Workshop mit Miki sprach sie allerdings diesbezüglich Bedenken aus. Dankbarkeit [4]Damit meine ich Dankbarkeit als Mittel um Privilegien abzubauen, nicht als Mittel zu Glück und Lebensqualität. Das sehe ich als unbestritten. könne dazu führen, dass ich zu sehr an meinem Privileg haften bleibe und schwerer loslassen kann. Das ergab für mich total viel Sinn, deswegen will ich den Gedanken hier auch teilen.

Eigene Privilegien anerkennen

Es ist immer eine gute Idee, bei dir selbst anzufangen. Wo bist du privilegiert? In meinem letzten Blogartikel über Privilegien mit dem Titel „Wie privilegiert bin ich eigentlich?“ ging es genau darum. Wirklich anzuerkennen, dass ich Privilegien habe, bedeutet auch, anzuerkennen, dass es Menschen gibt, die diese Privilegien nicht haben. Und dass ich meine Privilegien auf deren Kosten habe, ohne dass jemand etwas dafür kann. Anerkennen von Privilegien heißt, mich dem Schmerz und der Trauer hinzugeben, die ich eventuell empfinde, wenn ich Ungerechtigkeit und Leid sehe. Trauer, die nicht vermischt ist mit Schuld oder Scham, fühlt sich weich an und gibt mir neue Kraft.

Lernen

Es geht nicht nur darum, zu lernen, was ich für Privilegien habe, sondern auch, wie diese entstanden sind. Die geschichtlichen Hintergründe von Privilegien zu lernen trägt sehr zu Verständnis für uns selbst und andere bei. Dadurch wird klar, dass Privilegien keine persönliche Sache sind, sondern ein komplexes, strukturelles Problem.

Auch hilfreich kann sein, die Schuhe von jemandem anzuziehen, der nicht unser Privileg hat, wie z.B. indem ich Mohamed Amjahids Buch „Unter Weißen“ oder ähnliche Literatur lese. Durch das Lernen über unsere eigenen Privilegien lernen wir auch, welche unserer alltäglichen Handlungen dazu beitragen, dass Privilegien bestehen bleiben. Und wenn wir das wissen, können wir eine bewusste Entscheidung treffen, ob wir das wollen oder nicht.

Offenheit für Feedback

Ich als die Person mit Privileg habe oft nicht den Durchblick, durch welche Handlungen ich Privilegienstrukturen verstärke, in welchen Situationen mein Privileg als solches für andere erlebbar ist und wie sich das auf andere auswirkt. Deshalb ist es so wichtig, offen für Feedback von Menschen zu sein, die mein Privileg nicht haben. Und ich will es ihnen so einfach wie möglich zu machen, indem ich wirklich offen zuhöre und nicht in die Muster von Verteidigung oder Leugnung gehe. Und das erfordert richtig viel Arbeit an mir selbst. Denn alle Menschen wollen mit ihren guten Absichten gesehen und verstanden werden. Deshalb neigen wir dazu, uns sofort zu rechtfertigen, wenn wir uns missverstanden fühlen. Und wenn ich das tue, rutscht der Fokus wieder zu mir als Privilegierte und dadurch verstärkt sich mein Privileg.

Feedback über Machtunterschiede (nach oben) hinweg zu geben ist sehr, sehr schwer. Vielleicht stellst du dir vor, du möchtest deinem Chef oder deiner Chefin eine negative Rückmeldung über ihr Verhalten geben – dann bekommst du eine kleine Vorstellung davon, wie sich das anfühlen könnte. Als Mensch, der ein bestimmtes Privileg hat, ist es so viel schwieriger zu erkennen, wenn das eigene Privileg in einer Situation eine Rolle spielt, als für jemanden, der dieses Privileg nicht hat. Als in vielen Bereichen Privilegierte ist es mir deshalb wichtig, daran zu arbeiten, in diesen Momenten auszuhalten, dass ich gerade nicht mit meiner guten Absicht gesehen wurde.

Beispiel aus dem echten Leben (etwas überzeichnet)

Ich bin die Person mit den Privilegien „gesund“ und „Mittelschicht“ [5]Welche Privilegien gibt es: Wie privilegiert bin ich eigentlich?. Meine Freundin hat diese Privilegien nicht.
Ich: Man braucht doch gar nicht so viel Geld zum Leben. Ich komme mit total wenig aus.
Freundin: Ich bin krank und alleinerziehend und arbeite in 3 Jobs gleichzeitig, damit wir über die Runden kommen. Sag du mir nicht, dass ich nicht so viel Geld brauchen sollte. Ich brauche jeden Cent!

So sah meine Antwort dabei regelmäßig aus:
Ich (mit Fokus auf mein eigenes Missverstanden-Sein): So hab ich das doch gar nicht gemeint. Mir geht’s darum, dass man an viele Dinge des täglichen Lebens auch ohne Geld rankommt, z.B. über Foodsharing, Umsonstläden, etc.

Wenn ich mit meinem Fokus bei ihr bliebe, könnte sie folgendermaßen aussehen:
Ich (mit Fokus auf die Situation der anderen): Puh, für dich ist das mit dem Geld echt eine ganz andere Nummer als für mich, oder?

An der Stelle, wo ich gerade mit meinem Lernen bin, ist es für mich allerdings wahnsinnig schwer zu unterscheiden, wann ich in unbewusste Muster der Zurückstellung eigener Bedürfnisse falle und wann ich wirklich mit Bewusstsein meine eigenen Bedürfnisse für einen Moment zurückstelle, um einer Person, die mein Privileg nicht hat, Raum zu geben.

Privilegien verwalten zum Nutzen aller

Privilegien zu verwalten anstatt zu besitzen klingt erstmal ein bisschen komisch. Was soll das bedeuten? Es geht um einen Bewusstseinswandel. Weg von „Ich habe ein Privileg und deswegen habe ich gewisse Vorteile, das ist einfach so.“ hin zu „Ich verwalte ein Privileg, das eigentlich allen gehört, und verwende es zum Vorteil aller.“. Wenn ich das im Bewusstsein habe, kann ich echt kreative Dinge mit meinem Privileg machen. Ich stelle mir also die Frage:

Welches Privileg und welche Ressourcen habe ich und wie kann ich diese zum Wohle aller einsetzen?

Wie kann das aussehen? Ich fange mal eine Ideensammlung an und vielleicht fällt dir noch mehr ein:

  • Ich könnte mich als Mann für Feminismus einsetzen, indem ich darüber schreibe und mit anderen Männern darüber spreche.
  • Oder ich könnte als Mensch, der Vermögen hat, einen Teil meiner Arbeit kostenlos anbieten.
  • Ich könnte mein Auto, meine Waschmaschine, meinen Rasenmäher mit anderen teilen.
  • Ich könnte andere Menschen liebevoll darauf aufmerksam machen, wenn sie sich unbewusst Vorurteile gegen diskriminierte Gruppen zu eigen machen. [6]Hier ist Fingerspitzengefühl angesagt. Aussagen wie „Du bist ein Rassist.“ sind dabei nicht zielführend. Vielleicht versuchst du es mit einer Variante von „Ich bin echt … Continue reading

Das sind Ideen, die mir spontan gekommen sind, keine Aufforderungen. Wenn du etwas damit anfangen kannst, darfst du dich natürlich gerne inspiriert fühlen. Wenn nicht, dann nicht.

Umgang mit Privilegien
Zusammenfassung: Wege um Privilegien zu erhalten und Wege um Privilegien aufzulösen

Mir ist wichtig, auf eine Art und Weise zu schreiben, die neuen Handlungsspielraum ermöglicht, aber keinen Druck ausübt. Ich glaube, dass Freiwilligkeit von absoluter Wichtigkeit ist, wenn wir die Welt verändern wollen. Ich wünsche mir, dass du deinen Pfad aus einer Freiwilligkeit und aus der Freude heraus wählst und nicht aus Pflicht- oder Schuldgefühl.

Wie geht es dir, wenn du über deine Privilegien und die von anderen nachdenkst? Auf welchem Pfad befindest du dich gerade?

Fußnoten

Fußnoten
1 Die lange, dafür exakte Definition nach Miki Kashtan: Zugänge zu Ressourcen, die das Ergebnis von gesetzlichen oder sozialen Normen sind, die etwas mit der Mitgliedschaft zu einer Gruppe zu tun haben, unabhängig von einer bestimmten Handlung, Nicht-Handlung oder sogar Bewusstheit auf Seiten der Menschen, die diesen Zugang haben, über die Existenz der Ungleichheit, die potentiellen Vorteile für sie oder die Kosten für die anderen.
2 dt. Du bist kein schlechter Mensch: Wie befreiend es sein kann, den eigenen Privilegien zu begegnen
3 Vielleicht störst du dich daran, dass ich von Tatsachen schreibe und diese nicht belege. Dazu gibt es im vorherigen Blogartikel jede Menge Infos und Links.
4 Damit meine ich Dankbarkeit als Mittel um Privilegien abzubauen, nicht als Mittel zu Glück und Lebensqualität. Das sehe ich als unbestritten.
5 Welche Privilegien gibt es: Wie privilegiert bin ich eigentlich?
6 Hier ist Fingerspitzengefühl angesagt. Aussagen wie „Du bist ein Rassist.“ sind dabei nicht zielführend. Vielleicht versuchst du es mit einer Variante von „Ich bin echt erschrocken, wenn ich dich ‚…‘ sagen höre, weil mir die Gleichwertigkeit aller Menschen wichtig ist. Kannst du mir sagen, was dich dazu bewegt hat, das zu sagen?“

6 Meinungen zu “Hilfe, ich bin privilegiert! Was nun?

  1. vielen dank für diesen schönen, ehrlichen und ermutigenden text und auch für das inspirierende blog. ich bin sehr froh, es gefunden zu haben, weil es vielen fragen nachgeht, die mich umtreiben. besonders gefreut hat mich, hier etwas über gewaltfreie kommunikation und die auseinandersetzung mit privilegien zu finden!
    herzliche grüße, amsel

    du fragst im text:
    „Welches Privileg und welche Ressourcen habe ich und wie kann ich diese zum Wohle aller einsetzen?“

    ich kann mich v.a. zu dem mut entscheiden, mir meine privilegien, meine positionierung innerhalb der vielfältigen gesellschaftlichen machtverhältnisse selbst radikal ehrlich anzusehen.
    diese „entscheidungsfreiheit“ überhaupt zu haben, ist für mich zentraler ausdruck eines privilegs. ich kann auch beschließen, gewaltförmige machtstrukturen weiterhin auszublenden. und mich so der verunsicherung und dem unwohlsein nicht aussetzen, welche die konfrontation mit sich bringt.
    aber auch wenn ich „nichts dafür kann“, da es sich um ein systemisches problem handelt, bin ich gefordert, mich auf einer persönlichen ebene aktiv und bewußt zu meinen privilegien zu verhalten, wenn ich bestehende gewaltstrukturen nicht reproduzieren will. ich bin immer teil des systems, es gibt kein außerhalb, in dem ich mich verstecken könnte.

    1. Hallo Amsel 🙂 Danke für deine Ergänzung dazu, dass allein die Wahl, mich mit Privilegien zu beschäftigen oder eben nicht, ein Privileg ist. Für mich ist an der Stelle grad aktuell, immer wieder meine eigenen unbewussten Vorurteile ins Bewusstsein zu holen.

  2. Wenn ich das richtig verstanden habe, kann theoretisch jeder der Privilegien hat auch diese teilen oder? Ich frage mich die ganze Zeit an welcher Stelle ich meine teilen kann.
    Zwar werde ich finanziell im Studium von meinen Eltern unterstützt, trotzdem muss ich oft die letzte Woche im Monat Lebensmittel stark rationieren und kann keinen Cent abgeben. Ich besitze wenig bis keine Wertgegenstände (Auto etc), ebenso wie kein Vitamin B das ich teilen könnte.
    Man hört ja oft, dass man Privilegien hat, wenn man weiß ist nicht? Ich bin mir nicht 100% sicher welche das sein sollen und wie man die teilen könnte.

    Die einzigen Dinge die mir einfallen sind: andere Leute die privilegierter sind als ich darauf aufmerksam zu machen und zu sorgen, dass diese ihre Privilegien wenigstens zu schätzen wissen.
    (mich trifft es immer, wenn Mann sich über mich lustig macht, weil ich im Dunkeln nicht alleine nach Hause fahren möchte… Die haben ja größtenteils aber auch noch keine sexsuelle Gewalt in der Öffentlichkeit erfahren.)
    Zudem kann ich später (will Lehrerin werden) versuchen die Schüler für bestimmte Themen zu sensibelisieren.
    Ich frage mich einfach was man noch tun kann, denn ich mag es nicht andauernd vorgeworfen zu bekommen, dass man ja seine Privilegien hat und dadurch irgendwie mies gemacht wird. Kommt mir persönlich oft leider so vor… Freue mich sehr über Feedback und Anregungen!

    1. Hi Eva, sorry für die späte Rückmeldung. Es klingt so, als wärst du etwas frustriert darüber, dass andere dich auf deine Privilegien hinweisen und als wärst du auf der Suche nach neuen Wegen um damit umzugehen.
      Ich glaube, dass es mit dem „Teilen von Privilegien“ nicht so einfach ist. Der Punkt aus dem Artikel oben heißt ja „Verwalten von Privilegien zum Nutzen aller“, was aus meiner Sicht nicht ganz das gleiche ist, wie „Teilen von Privilegien“. Es ist eher so, dass du deine Privilegien so nutzt, dass sie dem Wohle der Gesellschaft dienen.
      Dabei ist die Frage noch offen, was deine Privilegien überhaupt sind. Vielleicht magst du erstmal eine Bestandsaufnahme machen – dabei ist dieser Artikel hilfreich. Ich denke, als Lehrerin hast du viele Möglichkeiten, deine Privilegien zum Wohle aller zu nutzen. Du kannst dafür sorgen, dass du im Unterricht Mädchen und Jungen gleich häufig dran nimmst, du kannst bei Gruppenarbeiten darauf achten, dass auch stille Schüler*innen, die sich nicht so viel zutrauen, eine Chance haben, sich zu äußern (allerdings ohne diese bloßzustellen). (das kannst du generell in Gruppen machen, in denen du unterwegs bist, bei Menschen, die sich lange nicht geäußert haben, rückfragen, ob sie auch etwas zu einem Thema sagen möchten) Du kannst Formen finden, Schüler*innen mit unterschiedlichen Lern-Zugängen zu fördern, z.B. indem du sowohl Lernmaterial zum lesen, zum hören, zum mitmachen, etc. anbietest.
      Ist das hilfreich?

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