Wildkräuter-Wissen

Wildkräuter-Wissen: Kein Hexenwerk

Wildkräuter bestimmen kann jede*r (lernen)

Seit Sonntag hat mich das Wildkräuter-Fieber wieder gepackt. Ich war bei einem Wildkräuter-Kurs der besonderen Art: nur 3-4 Kräutlein pro Einheit, dafür haben die Teilnehmer die Gelegenheit sich selbst mit Hilfe von Büchern und dem Internet zu erarbeiten, wofür diese gut sind, was sie kennzeichnet und wo man sie findet. Das hat mir wirklich gefallen. Einerseits, weil ich nicht alleine vor mich hinwurschtel, [1]was dennoch auch schön sein kann, keine Frage! sondern mit Gleichgesinnten; andererseits weil ich mir durch’s selbst erarbeiten natürlich viel mehr merke. Und besonders schön wird’s dann, wenn noch eine ein paar geschichtliche oder mythologische Hintergründe weiß, oder einer auf eine Anwendung jenseits von Essen hinweisen kann.

Und dazu braucht es nicht einmal einen Experten! Such dir ein paar Pflanzen aus, die dich interessieren, schnapp dir ein paar Freunde und macht euch gemeinsam auf den Weg, euer Wissen zu erweitern.
Wenn du dir nicht sicher bist, ob du dich länger mit dem Thema auseinandersetzten willst, kannst du dir ja erstmal Bücher ausleihen. Oder du machst Fotos von den Pflanzen und vergleichst diese mit Fotos aus dem Internet.

So bin ich mit ganz offenen Augen nach Hause durch den Wald geradelt und habe wieder einige für mich neue essbare Wildpflanzen entdeckt. Schon in den letzten Jahren bin ich immer wieder mit dem „Essbare Wildpflanzen“-Buch [2]siehe unten durch den Wald gestapft und habe mir pro Jahr immer wieder ein paar neue Pflänzlein erarbeitet. Meistens sind es solche, die ich sehr häufig sehe und dann im Buch oder Internet nachsehe, ob man die essen kann.

Online Wildkräuter bestimmen

Und das geht erstaunlich gut! Denn es gibt mittlerweile einen riesigen Fundus an Internetseiten, die sich auf Wildkräuter spezialisiert haben:

und viele weitere!

Auch auf Wikipedia findest du so einige Informationen. Und auch auf Facebook gibt es eine Gruppe, die sich mit essbaren Wildpflanzen beschäftigt. Dort ist es möglich, Fotos zu posten und zu fragen, ob jemand die abgebildete Pflanze bestimmen kann.

So erarbeite ich mir neues Wildkräuter-Wissen

scharbockskraut

Am Rand meines Fahrradwegs sehe ich ganz viele von diesen gelb blühenden Pflanzen. Ich halte also an und schau etwas genauer hin. Okay, das sind 8 Blütenblätter und wenn man den Stiel ganz nach unten geht, sieht man, dass ziemlich runde Blätter davon abzweigen, die am Stiel in zwei Bogen zusammenlaufen, fast wie ein rundliches Herz. Das merke ich mir oder, wenn ich einen Fotoapparat dabei habe, mache ich ein Foto.
Zu Hause schnappe ich mir mein Kräuterbüchlein und sehe an der Stelle nach, an der die Blattform übereinstimmt. Und da ist sie auch schon: genauso sieht die Pflanze aus, die ich gerade so häufig sehe. Das Scharbockskraut [3]wie sich einige von euch sicher schon gedacht haben! Im Buch steht, welche Teile man essen kann, wonach sie schmecken und ob die Pflanze heilen kann. Damit habe ich ja schonmal das Wichtigste zusammen!

Natürlich hatte ich in dem Fall Glück, da die Pflanze tatsächlich essbar war – also auch im Buch gefunden werden konnte – und ein so gutes Bild im Buch war. Wäre sie nicht im Buch, könnte ich im Internet nachsehen, z.B. auf Pflanzenbestimmung.info oder in der Facebook-Gruppe.
Oder erstmal eine Pflanze suchen, die einfach zu bestimmen ist 🙂

Buch-Empfehlung

Für mich das beste Buch zum essbare Wildkräuter bestimmen ist das hier:

Buchcover Essbare Wildpflanzen

Das Buch ist sortiert nach Blattform, d.h. du brauchst dir einfach nur die Blattform der Pflanze zu merken und schlägst gleich an der richtigen Stelle auf. Zu jeder Pflanze ist ein gutes Bild drin, sowie eine Zeichnung, die die wichtigsten Merkmale kenntlich macht. Es steht dabei, welche Teile der Pflanze essbar sind, wie sie schmecken, welche Inhaltsstoffe drin sind, wofür sie gut sind und womit man sie verwechseln kann. Es ist außerdem ein Verzeichnis mit drin, das anzeigt, wann welche Teile der Pflanze geerntet werden können. Und es sind auch sehr giftige Arten mitverzeichnet, bei denen potentielle Verwechslungsgefahr herrscht.

Zu dem Buch gibt es auch eine App, die soweit ich weiß, noch ausführlicher ist. Ich habe mir nur die Light-Version runtergeladen, in der nur wenige Pflanzen beschrieben sind. Diese dafür mit umso mehr Bildern, die das Erkennen nochmal vereinfachen.

Hier geht’s zum Verlag.

Bilderstrecke

Zum Schluss noch ein paar Fotos von essbaren Wildpflanzen, die mir in letzter Zeit über den Weg gelaufen sind.

Bärlauch ohne Ende
Bärlauch ohne Ende

Schlehenblüten
Schlehenblüten – kann man übrigens auch essen

behaartes schaumkraut
Meine Neuentdeckung dieses Frühjahr: Behaartes Schaumkraut – schmeckt wie Kresse! Genial!

Kriechendes Fingerkraut
Kriechendes Fingerkraut – in Herzform mitten auf dem Weg 🙂

Kriechendes Fingerkraut

Wahnsinn! Ein Sammelsurium an essbaren Pflanzen: Das neu entdeckte Scharbockskraut mit den alten Freunden Taubnessel, Vergissmeinicht und Vogelwicke. Letztere ist eine absolute Köstlichkeit, man sieht aber nur die Blätter, sie blüht noch nicht.

Hast du weitere Quellen, die dir bei der Bestimmung von Pflanzen helfen? Buch-Tipps? Internetseiten? Wie gehst du vor, um dir neues Wissen zu erarbeiten?

Fußnoten

Fußnoten
1 was dennoch auch schön sein kann, keine Frage!
2 siehe unten
3 wie sich einige von euch sicher schon gedacht haben

11 Meinungen zu “Wildkräuter-Wissen: Kein Hexenwerk

  1. liebe Sabrina, schön geschrieben und total motivierend, freut mich sehr, dass es dir gefallen hat. Wenn ich alles ein bißchen zusammengefasst habe, werde ich deinen Blog, als persönlichen Mutmacher empfehlen. lg helmut

  2. Hallo!

    Ein Thema, das mich seit ca. 2 Jahren sehr interessiert, ohne dass ich wirklich viel weiter gekommen bin. Danke für die Inspiration, ich werde da mal wieder genauer hinschauen.

    lg
    Maria

  3. Liebe Sabrina,
    was mich so stört, ist, daß Ihr beschränkten Stadt-Trullas irgendwann einmal auf den vegetarischen Ökotrip kommt und mit großen Augen beginnt, die Natur rund um Euch herum wahrzunehmen. Dann kauft Ihr Euch ein Buch und geht, Pflanzen abzurupfen, die womöglich auch noch unter Naturschutz stehen. Ich nehme an, diese Frage hattest Du Dir noch nicht gestellt.
    Und wenn Ihr die Schönheit der Landschaft dann endlich erfaßt habt, geht Ihr auf die nächste Demo gegen Massentierhaltung und Großlandwirtschaft. Daß die Kühe nicht lila sind, habt Ihr dabei noch gar nicht entdeckt. Und wenn ich konkret die Frage stellen würde, wie man mit Klein-klein-Ökolandwirtschaft, oder wie in Deinem Fall mit Wiesenkräutern, 10 Milliarden Menschen satt kriegen soll, habt Ihr keine Antwort.
    Gut, ich will nicht ungerecht sein, der Artikel von Dir über den Klamottenwahn und Deine Entdeckung der Minimalität haben mir gefallen. Jetzt sage ich Dir noch mein Motto, damit Du nicht denkst, ich bin ein Extremist: „Die Wahrheit liegt immer irgendwo in der Mitte.“
    Ich bin ein alter Vadder mit 58 Jahren und habe 4 erwachsene Kinder. Ich arbeite als Projektingenieur und baue Mischfutterwerke. Und die stehen immer für Massentierhaltung. Und da so ein Mischfutterwerk erst einmal nur ein großer Klumpen Eisen ist, kann man, wenn man oben Bio-Rohstoffe eingibt, unten auch Bio-Futter erhalten.
    Ich habe die meiste Zeit meines Lebens lang auf dem Dorf gelebt und kämpfe im Moment gegen die Vernichtung unserer Natur bei unserem Dorf durch Windkraftanlagen. Wenn ich mit dem Fernglas aus dem Dachfenster schaue, kann ich Kornweihen sehen, die wohl 1986 in Brandenburg schon ausgestorben waren.
    Also, hör auf Kulleraugen zu machen über Dinge, die für eine Landpomeranze normal sind und gehe unbefangen an die Schönheiten der Natur. Alles Gute.

    1. Lieber Eckhard, das klingt als wärst du ganz schön verärgert über meinen Artikel. Hättest du dir gewünscht, dass der Artikel etwas umfassender auf die Schönheit und den Schutz der Natur und Artenvielfalt eingeht?
      Ich meine auch herauszulesen, dass du der Überzeugung bist, dass wir die Menschen auf unserem Planeten nur mit Massentierhaltung satt bekommen könnten. Ist das wahr? Wärst du bereit, dir dazu meinen doch mittlerweile ziemlich fundierten Kenntnisstand anzuhören?

      Ich bin übrigens auch etwas verärgert, wenn du mich als „beschränkte Stadt-Trulla mit Kulleraugen“ bezeichnest. Ich würde mir, auch wenn es im Internet oft anders üblich ist, schon einen respektvollen Umgang wünschen. Dazu gehört für mich auch, dass du mir nicht alles mögliche unterstellst, wie z.B. dass ich nicht mal wüsste, dass eine Kuh nicht lila ist oder dass ich keine Antwort auf die Frage wüsste, wie wir mit Öko-Landwirtschaft 10 Mrd. Menschen satt bekommen könnten. Dass wir nicht alle von Wildkräutern leben können ist ja wohl eh klar.

      1. Nein, ich bin nicht der Auffassung, daß lediglich Massentierhaltung oder Genmanipulation die Ernährungsprobleme dieser Welt lösen können. Mich stört, wenn Menschen mit unsachlichen und fachlich nicht gestützten Maßnahmen, Meinungsäußerungen oder oft nur Parolen grüne Politik machen. Wie gesagt, die Wahrheit liegt immer irgendwo in der Mitte.
        Es ist doch beispielsweise bezeichnend, wenn nach der Wahl in Sachsen-Anhalt der Bauerverband gegen eine grüne Landwirtschafts- und Umweltministerin kämpft. Und jetzt soll keiner behaupten, die Bauern seien alle Tierquäler und Umweltverpester.
        Irgendwo habe ich gelesen, daß sich Grüne früher an Bäume angekettet hätten, wenn diese gefällt werden sollten. Das ist doch längst vorbei. Die Produktion und Aufstellung eines Windrades bewirken beispielsweise einen CO2-Ausstoß, den das Windrad in seiner beschränkten Lebensdauer nie wieder herausholen kann. Es werden nämlich schon 100 t Stahl und 200 t Beton verbaut. Und jetzt rechne mal die gefällten Bäume, die erschlagenen Greifvögel, die versiegelten Wirtschaftswege, den Schlagschatten, die krank machenden Geräusche usw. usw. dazu.
        Ich habe Dich nicht angreifen wollen, Du bist ja gar nicht mein Gegner, absolut falsche Gewichtsklasse. Ich bekomme eben nur einen Hals, wenn Deine vielleicht sogar gute Idee bei feelgreen aufgebauscht wird und ich dann auch noch den idealistischen Quatsch von den Waldkräutern lese. Weist Du, was richtig gut ist? Einfach nur frisch und regional essen. Es braucht dazu noch nicht einmal Bio. Ich kenne bei uns z.B. eine Landfleischerei, die halten nur soviel Schweine, wie sie in ihrer Schlachterei verwursten können. Ansonsten haben sie Milchvieh. Da esse ich mit gutem Gewissen meine Wurst.
        In der Hoffnung auf ein langes Streitgespräch – Gruß. Eckhard

  4. Hi Sabrina,
    interessanter Artikel. Ich habe mich auch schon länger mit dem Thema beschäftigt und studiere auch etwas in der Richtung. Da ist es interessant und macht Freude, andere zu sehen, die sich auch mit dem Thema beschäftigen. Auch sehr spannend und vielseitig finde ich da den Bereich Pilze 🙂
    Zum unteren Bild nur noch eine Anmerkung. Was du vermutlich mit Vergissmeinnicht bezeichnet hast, ist Persischer Ehrenpreis (Veronica persica). Übrigens auch essbar!

    Liebe Grüße
    Matthias

    1. Hallo Matthias 🙂
      Danke für deine Berichtigung. Hab grad nochmal geschaut: ups, du hast natürlich recht 🙂

      Pilze finde ich auch spannend, aber da kenn ich mich noch nicht so gut aus und die Zeit, wo man Pilze findet ist ja auch sehr eingeschränkt, oder?

      Liebe Grüße,
      Sabrina

      1. Stimmt wohl. Im Herbst ist es am Besten und nasses Wetter ist gut. Aber es kommt auch oft auf die Art an. Das ist ein bisschen wir die Saison bei Obst und Gemüse. Judasohren gibt’s zB das ganze Jahr (da kannst du übrigens gut mit anfangen, die sind kaum zu verwechseln)
        Lg, Matthias

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