Vegane Plätzchen ohne Ei

Lecker und unkompliziert ohne Eier backen

Lange war Backen und die Weihnachtsbäckerei für mich untrennbar mit Eiern verbunden. Traditionell gibt es in meiner Familie ein langes Backwochenende in der Vorweihnachtszeit. Wir backen zig verschiedene Plätzchen, die wir dann zu einem großen Teil verschenken, aber natürlich auch selber essen.

2012 war mein erstes veganes Weihnachten und es kam für mich gar nicht in Frage, Plätzchen mit Ei zu backen. Just zu diesem Zeitpunkt kam das süße, kleine Plätzchen-Backbuch von Roland Rauter raus, das mich sehr inspiriert hat.

Ich war überrascht, wie einfach es ist, vegane Plätzchen ohne Ei herzustellen: anstatt mehr Zutaten, braucht es weniger. Denn das Ei muss gar nicht durch eine andere Sorte Bindemittel ersetzt werden.

Ohne Eier braucht man nur mehr Flüssigkeit für den Teig [1]Die meisten Plätzchen, die wir so machen, sind Mürbeteig-Plätzchen. Für die geht das alle!: pro Ei ca. 5 EL Wasser. Fertig!

In den Rezepten von Roland Rauter wird immer Sojamilch verwendet, aber Wasser funktioniert genauso gut.

Warum Plätzchen ohne Ei?

Aber warum überhaupt auf Eier verzichten? Es gibt meiner Meinung nach einige gute Gründe, den Verzehr von Eiern zumindest in Frage zu stellen.

Schon bevor ich mich vegan ernährte, war ich lange Zeit Vegetarierin und habe gedankenlos Eier gegessen. Ich wusste: Käfighaltung und Bodenhaltung sind böse, Freilandhaltung besser. Und das Label „aus ökologischer Erzeugung“ das allerbeste, was die Eierproduktion zu bieten hat.

Dass dafür aber Tiere sterben müssen, war mir nicht bewusst, nicht einmal bekannt. Denn es legen nur die weiblichen Hühner Eier. Um die Zucht fortzuführen, wird ein Teil der Eier künstlich befruchtet und ausgebrütet. Es schlüpfen ca. 50% weibliche und 50% männliche Küken. Anstatt dass aber die männlichen Küken aufgezogen und gemästet werden, wie man es eigentlich erwarten würde, werden diese gleich bei der Geburt aussortiert und geschreddert oder vergast. Denn die Brüder der Legehennen sind – genau wie die Hennen selbst – nicht für die Mast geeignet, da sie zu wenig Fleisch liefern. Es ist nicht wirtschaftlich und deswegen müssen sie sterben.

Alternative: Bruderhahn-Initiative

Mittlerweile gibt es Anstrengungen von Demeter und Bioland, an dieser gängigen Praxis etwas zu ändern: die Bruderhahn Initiative Deutschland. Für jedes weibliche Küken, das schlüpft, wird garantiert, dass auch dessen Bruder leben darf. Zumindest solange, bis er geschlachtet wird: 18-22 Wochen laut der Initiative. Das ist nicht besonderes lang und trotzdem schon länger, als jedes Masthuhn in konventioneller Landwirtschaft leben darf: 5-6 Wochen. Legehennen haben übrigens auch kein besonders langes Leben. Nach durchschnittlich 1,5 Jahren lässt die Legeleistung nach und die Hennen werden getötet.

Die natürliche Lebenserwartung von Hühnern liegt bei 20 Jahren. (Vergleich: Lebenserwartung von Nutztieren)

Probleme bei der Hühnerhaltung

Und dann sind da noch die Haltungsbedingungen. Wie oben schon erwähnt, gibt es folgende Staffelung (von ganz schlimm bis etwas weniger schlimm):

Artgerecht kann man allerdings keine dieser Haltungsformen nennen. Um nur die gravierendsten Probleme zu nennen:

  • auch in Bio-Betrieben große Gruppengröße (mehrere 1000), die zu aggressivem Verhalten führt
  • chronische Erkrankungen durch Überzüchtung
  • zu wenig Platz um Grundbedürfnisse wie Nahrungsbeschaffung, Picken, Scharren, Ruhen zu befriedigen
  • Verhaltensstörungen wie Kannibalismus und Picken von Artgenossen → „Lösung“: Schnabel kürzen ohne Betäubung (in der Bio-Haltung verboten)

Weiterführendes: Albert Schweitzer Stiftung: Legehennenhaltung

Für mich sind das lauter gute Gründe um nach Ei-Alternativen zu suchen. Umso besser, wenn man gar keine braucht, wie in diesem Rezept.

Vegane Mignon-Herzen Rezept

Nachdem ich nun also wusste, wie einfach es war, vegane Plätzchen ohne Ei – also vegan – zu backen, habe ich sofort mein Lieblingsplätzchen-Rezept angepackt: Mignon-Herzen

Das ursprüngliche Rezept hatte ich aus einem Laura Backen Heftchen. Folgendermaßen habe ich es abgewandelt:

Zutaten

  • 160g Dinkelmehl
  • 80g Rohrzucker
  • 80g gemahlene Mandeln
  • 5 EL Leitungswasser
  • Prise Salz
  • abgeriebene Schale einer Bio-Zitrone
  • 1 Msp Zimt
  • 1 Msp Nelken
  • 80g Margarine
  • 80g Zartbitter-Kuvertüre (Fairtrade)
  • ca. 25g Johannisbeer-Gelee
  • ca. 125g Zartbitter-Kuvertüre (Fairtrade)

Zubereitung

  1. Mehl, Zucker, Mandeln, Wasser, Salz, Zitronenschale, Zimt, Nelken und Margarine zu einem Teig verknetenMignon-Herzen vegan Teig
  2. 80g Zartbitter-Kuvertüre hacken und mit in den Teig kneten
  3. Teig 1h kühl stellen
  4. Backofen auf 175°C Ober-/Unterhitze vorheizen
  5. Teig auf einer bemehlten Arbeitsfläche ausrollen und Herzen ausstechen (andere Motive schmecken selbstverständlich genauso gut, bei uns gibt es auch immer Mignon-Kamele und -Schildkröten)Mignon-Herzen vegan ausstechen
  6. Backblech mit Margarine einfetten (oder Backpapier verwenden [2]mit Backpapier werden die Plätzchen schon schöner ) und ausgestochene Plätzchen drauflegen
  7. 10-12 Minuten backenMignon-Herzen vegan im Ofen
  8. Johannisbeer-Gelee etwas erwärmen und die Hälfte der Plätzchen damit bestreichen
  9. Plätzchen ohne Gelee auf die mit Gelee drauflegen
  10. Restliche Schokolade hacken
  11. Topf mit Wasser erhitzen (nicht kochen) und die Schokolade in einer Schüssel im Wasserbad erhitzen, bis sie geschmolzen ist
  12. Jeweils eine Ecke der Doppeldecker-Herzen in die Schokolade tunken oder andere lustige Verzierungen machen. Zum Trocknen auf ein Blech oder Gitter legen

    Mignon-Herzen vegan in Schokolade tunken

  13. Schokolade trocknen lassen und dann vorsichtig mit einem Messer oder einem Spatel vom Blech ablösenMignon-Herzen vegan Backblech

Im Originalrezept war ein Ei drin, das ich durch 5 EL Wasser ersetzt habe – ohne Abstriche in der Konsistenz und dem Geschmack der Plätzchen. So ist das Rezept nicht nur tierfreundlich, sondern auch günstiger und es kann gefahrlos vom Teig genascht werden.

Fußnoten

Fußnoten
1 Die meisten Plätzchen, die wir so machen, sind Mürbeteig-Plätzchen. Für die geht das alle!
2 mit Backpapier werden die Plätzchen schon schöner

8 Meinungen zu “Vegane Plätzchen ohne Ei

  1. Hm. Ich habe letztes Jahr mal ein Plätzchen ohne Ei-Rezept ausprobiert (schlichtweg weil keine Eier im Haus waren), aber der Teig war furchtbar krümelig, was backen mit Kind sehr erschwert. Da fehlte eben das Bindemittel.
    Ich kann mit Eiern von unserem lokalen Bio-Hof gut leben (und nicht ohne). Die Tiere haben dort ein recht anständiges Leben (man kann die umzäunten Ausläufe samt Hennen von außen sehen),
    Aber ist ja bekanntermaßen persönliche Ansichtsache, und zu versuchen, mit weniger Tierprodukten auszukommen, ist prinzipiell auf jeden Fall was Gutes. 🙂

    1. Die von mir beschriebene „Methode“ funktioniert nur bei Mürbeteig-Plätzchen. Da aber ohne Probleme und ohne krümeligen Teig. Wichtig ist halt, dass in etwa genauso viel Flüssigkeit wie vom Ei dazu kommt und der Teig ca. 1 Stunde kühl steht. Vielleicht haben bei dem Ohne-Ei-Rezept bei dir die Mengenverhältnisse nicht gestimmt. Ich habe letztes Jahr jedenfalls zig verschiedene Sorten Plätzchen ohne Ei gebacken und keine davon war krümelig. Eizig eine Sorte, die mit Öl statt Margarine gebacken wurde: das lag aber eindeutig am Öl.

      Ansonsten finde ich es klasse, dass dir die Herkunft der Eier wichtig ist und du da auch gleich bei deinem Bio-Hof einen guten Lieferanten hast, der seine Hühner recht anständig hält. Es geht mir ja auch gar nicht darum, dir zu sagen, dass du das lassen sollst. Ich möchte mit meinem Artikel vor allem anregen, auszuprobieren und möchte denjenigen Informationen liefern, die nicht sowieso schon über alles Bescheid wissen 🙂
      Abgesehen davon ist es ja auch praktisch zu wissen, wie man ohne Eier Plätzchen macht, wenn man grad keine da hat 😉

  2. Als Zimtfetischist gehören mir Zimtsterne zum alljährlichen Standardprogramm, letztes Jahr hab ich die erstmalig in vegan probiert (ratet mal warum 😉 – und festgestellt daß diese viel toller sind als das Standardrezept mit Eischnee. Und das obwohl der Teig nicht viel mehr ist als ein Haufen Mandel- oder Haselnußbrösel der mit viel Zucker, Zimt und Zitronensaft zusammengeklebt wird 🙂

    Generell läßt sich Eiweiß recht gut ersetzen bzw. durch angepaßte Mischung (Flüssigkeit, Zucker/Mehl als Klebemittel, Backpulver als Treibmittel,…) ganz weglassen.
    Wenn viel Eigelb im Spiel ist wird es hingegen schwer die Plätzchen ohne Ei genauso hinzubekommen: Neben der emulgierenden Wirkung (für festeren Teig irrelevant, gut durchrühren reicht meist auch so schon aus) hat Eigelb, ähnlich wie Butter, vor allem einen recht intensiven Eigengeschmack der für das Ergebnis wesentlich ist. Da muß man sich dann entscheiden ob man nicht doch richtige Eier nimmt anstatt das Rezept zu verkorksen, oder gleich ein anderes Rezept das von Haus aus ohne Eigelb auskommt und dafür nach anderen tollen Sachen schmeckt.

    1. Danke für deinen Erfahrungsbericht! Ich selber hab noch nie wirklich versucht Eigelb zu ersetzen. Ich hatte bisher einfach noch kein Rezept, das ohne Eigelb nicht funktionieren würde.

  3. Ich backe Mürbeteig schon sehr lange ohne Ei, seit mir eine befreundete Konditorin gesagt hat, dass normalerweise 1 Ei auf 1 kg (!) Mehl gerechnet wird, und ein Ei auf haushaltsübliche Mengen Teig (300 g Mehl ergeben bei mir 2-3 Bleche) viel zu viel ist. 2-3 EL Wasser reichen mir auch aus. Bei Mürbeteig muss man sehr vorsichtig sein mit der Wassermenge, weil sich sonst statt Stärke-Fett-Bindungen mehr Glutenbindungen bilden im Teig, die beim Backen hart werden und später stark Feuchtigkeit ziehen (wie eine offene Packung Knäckebrot).
    Der Teig wird so zwar im Rohzustand krümeliger, aber es ist fast unmöglich ihn kaputtzukneten, es schmeckt wesentlich besser und wird gebacken weder hart noch pappig noch riecht es nach nassem Hund (der Eiweißgeruch, den ich mittlerweile überall störend wahrnehme).
    Am liebsten backe ich alles im Verhältnis 1:1:2 (Zucker/Fett/Mehliges, zu letzterem rechne ich auch Nussmehl, Kakaopulver etc.), ob Spekulatius oder Haferplätzchen (einfach die Hälfte des Mehls mit zarten Flocken ersetzen), es klappt immer 🙂

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